Reisebericht: Rundreise Namibia – Die Erlebnistour mit Lüderitz

08.09. – 23.09.2023, 16 Tage Rundreise Namibia mit Kalahari – Fish River–Canyon – Lüderitz – Namib – Swakopmund – Erongo Gebirge – Etosha Nationalpark – Windhoek


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Abenteuer Namibia: Einmal im Uhrzeigersinn durch gefühlt unendliche Weiten, bizarre Landschaften und auch durch ein Land, welches stark in Bewegung scheint.
Ein Reisebericht von
Diana Mendel
Diana Mendel

Anreise

16 Gäste auf dem Weg nach Namibia. Unser erstes Etappenziel: Windhoek per Flugzeug ex Frankfurt.
Der Frankfurter Flughafen ist voll am Abend, gefühlt unendliche Schlangen bewegen sich zur Gepäckkontrolle. Ich erhasche in der Menschenmenge einen Eberhardt-Rucksack und spekuliere auf Gäste auf dem Weg nach Namibia. Und so war es dann auch. Also mit meinen ersten Urlaubern zum Abfluggate blieb gerade noch genug Zeit, um die Gästeliste als „vollständig“ abzuhaken und schon ging es an Bord unserer Maschine gen Windhoek.
Ein Nachtflug heisst nicht unbedingt so, weil man auf diesen Strecken auch zwingend schlafen kann. Es ist eher so, dass man mit Blick auf einen ersten Tag am Zielort alles gibt, um möglichst unbeschadet und fit durch die Nacht zu kommen. Aber spätestens dann angekommen am Hosea Kutako Airport Windhoek waren sie wieder da, die Lebenskräfte, so voller Vorfreude und Spannung waren wir, als wir nach einer unkomplizierten Einreiseprozedur mit unseren Koffern in der Ausgangshalle des Flughafens ankamen. Dort sollte der Treffpunkt mit unserem örlichen Reiseleiter Paolo sein. Aber bis Paolo eintraf, hatten wir ausreichend Zeit, in quirligen Schlangen nach einheimischer Wechselwährung oder sogar Telefonkarten anzustehen.
Wir hatten alles Notwendige erledigt und beschlossen, nun auch namibianische Frischluft atmen zu wollen. Und wie wunderbar - so muss Urlaub sein: aus der klimatisierten Halle tretend kamen wir direkt im Hochsommer Afrikas an. Es war prima und machte Vorfreude auf eine wunderbare Reise durch ein riesige Land.
Kurz darauf kam uns auch schon Paolo entgegen, wir bestiegen unseren Bus, nahmen unser erstes kühles Wasser und nun schien das Wissen um die heute noch vor uns liegenden knapp 350 Kilometer gar nicht mehr so schwierig. Wir schauten links und schauten rechts….und wollten mehr.
Unser erstes Hotel sollte die Kalahari Anib Lodge werden. Allerdings fuhren wir zunächst ein Einkaufszentrum an, damit wir uns für die Busfahrt mit allem notwendigen wappnen konnten. Amüsant schien uns, als erstes doch tatsächlich einen SPAR Markt anzutreffen. Wir beäugten also das Angebot nach deutschen Produkten und hatten den ein oder anderen sehr lustigen Moment, gab es hier doch Dinge, die wir zu Hause schon lange nicht mehr im Regal fanden.
Unsere Fahrtroute führte Richtung Süden, Richtung Mariental. Erster offizieller Fotostop der Reise: der Wendekreis des Steinbock. Vorher und hinterher nahezu unendliche Einsamkeit. Der Boden karg, trocken, gelblich.
Gegen 16:30 Uhr erreichten wir die Lodge und freuten uns über wunderbare kleine Villen mit Terrasse und Schaukel, von der aus man einen so faszinierenden Blick ins Nichts hatte….so kannte man es aus unendlichen Filmen: einfach nur die weite Steppe, mit Glück gegen Abend mit vorbeiziehenden Tieren. Wir sehen Zebras und auch eine Giraffe. Ich biete einen Spaziergang an, man kann eine Bikestrecke fahren oder auch sofort zur Abkühlung in den Pool springen…..wir begegnen uns auf jeden Fall dann alle wieder bei einem kühlen Glas an den Hochtischen im Aussenbereich der Bar, bevor es zu einer Kennenlernrunde auch mit unserem Guide Paolo geht.
Unsere erste, wenngleich sehr lange und teilweise auch anstrengende Etappe rundet ein übrigens sehr gutes Büffet im Hotelrestaurant ab. Zufrieden fallen wir alle ins Bett, denn am nächsten Tag heisst es „früh aufstehen“.

Tagesziel: Fish River Canyon Region

Also früh aufstehen und ohne Frühstück durchzählen und auf die vorbestellten Jeeps verteilen! Es ist frisch, aber wir haben uns gut präpariert, wollen wir doch nun ein erstes Mal Wildtiere sehen. Die Jeeps verteilen sich im weitläufigen Areal, ein jeder Fahrer kennt die Rückzugsorte, die Wechsel und die Fährten der Tiere je nach Tageszeit, je nach Licht. Die Sonne geht auf und wir begrüßen den Tag mit Kaffee, Müsli und Gebäck bei einem kleinen Picknick, bevor wir wieder auf Pirsch gehen. Wir sehen Springböcke, Giraffen und Kudus. Dabei haben sich die Kudus vermutlich nur für uns in Szene gesetzt. Unwahrscheinlich stolz auf-gebaumt stellt sich ein Kudu auf einer Hügelspitze im Profil positioniert für unsere Fotos auf. Wir sind begeistert. Unser Frieren aus tatsächlicher Kälte am Morgen und Müdigkeit völlig vergessen sind wir uns einig, dass dieser Morgen genial war. Und so haben wir uns die übrigens erneut wunderbare Lodgeküche in Form eines ausgesprochen wertigen Frühstückbüffets schmecken lassen…..der Tag schien perfekt!
Umgezogen, ausgecheckt und pünktlich am Bus: wir fahren Richtung Fish River Canyon. Die Fahrt bot dem ein oder anderen eine gute Pause, aber der Blick aus dem Bus versprach, dass Weite mit fortlaufender Kilometerzahl auch anders sein kann. Die Umgebung änderte sich, es wurde staubiger und auch steiniger, ein Bergkamm begleitete uns und Paolo erzählte je nach Region von den charakteristischen Besonderheiten. Einen Zwischenstopp machten wir am Köcherbaumwald. Der Parkplatz dient gleichzeitig als Campingplatz, wir fanden es interessant, dass der bei uns eingezogene Trend der Campingmobile auch hier im entfernten Namibia auf seine Fans trifft und es scheinbar absolut lebbar und unkompliziert zu sein muss, das Dachzelt am Köcherbaumwald aufzuschlagen, einen der Grillplätze zu okkupieren und einfach eins zu sein mit der namibianischen Wildnis. Das Grundwort Wald lässt den Durchschnittsdeutschen, wie wir es sind, allerdings vielleicht auch etwas anderes vermuten, als das, was sich uns dort bot. Es handelt sich eigentlich viel mehr um ein Gebiet, in dem die sogenannten Köcherbäume wie Solitäre erscheinen. Jeder Baum ein Unikum.
In direkter Nachbarschaft kann man dann den sogenannten „Spielplatz der Riesen“ erlaufen, eine bizarre Felslandschaft, ein Lehrbuchbeispiel für Blockverwitterung. Und weil es augenscheinlich geradezu einlädt, diese Felsklumpen zu ersteigen, suchen wir dann im Ergebnis nach verlorengegangenen Mobiltelefonen in den Felsschlitzen. Es gehört zur Lebenserfahrung, seine eigene zu schaffen. :-)
Die Busfahrt bleibt nun umgeben von karger, felsiger Hügellandschaft und dann in der Ferne sichtbar eine Häuseransiedlung, es erscheint wie aus einem alten Cowboyfilm. Wir sind erneut begeistert beim Näherkommen: es handelt sich um „canyon Village“….unsere Unterkunft für die kommenden zwei Nächte.
Die Temperaturen beim Verlassen das Busses ordnen Pullover und Jacke an. Wir beziehen unsere „Cowboy-Hütten“ , ein wunderbares Areal weitläufig und doch sicher zwischen verschiedenen Felsformationen arrangiert. Dabei so einzigartig platziert, dass die glockenklaren Lichtverhältnisse in alle Richtungen neue Schönheit und vor allem Fotomotive bieten.
Wir treffen uns zu einem sehr guten Abendbüffet und lassen den Tag mit Kamingeflimmer und einem Glas Wein ausklingen. Das Highlight des Abends allerdings kam dann per Korb nahe unseres Tisches gereicht. Wir haben zuerst nicht verstanden, aber als sich die offensichtlich schon länger hier wohnenden Gäste aus dem Korb bedienten, wollten wir auch verstehen. Und so durften auch wir uns eine wunderbar heisse und kuschelige Wärmflasche unter den Arm klemmen und über den schon sehr kühlen Innenhof der Anlage zu unseren Bungalows laufen. Klirrekalt lag die Nacht bei klarem Himmel. Und jeder von uns war seelig mit seiner Wärmflsche im Arm unter teils mehreren Decken einschlafen zu können.

Fish River Canyon

Der Fish River Canyon ist der größte Canyon Afrikas und nach dem Grand Canyon der zweitgrößte der Welt. Wir befinden uns bereits im Süden Namibias, südlich von Keetmanshoop. Der Canyon entstand über Jahrtausende hinweg durch Auswaschungen durch den Fish River. Gigantische Tiefen und beeindruckende Anmut in einer gefühlt riesigen, kaum zu erfassenden Dimension liegen vor uns. Es gibt kaum Vegetation, nur wenige Büsche sind auf der steinigen, ausgebrannten Landschaft zu sehen. Wir erlaufen einen Randabschnitt, halten immer wieder an für spektakuläre und eigentlich viel zu viele Fotos.
Zurück in unserer Unterkunft durften wir bei Tee und Gebäck am Kamin nachsenieren. Und tatsächlich waren wir dankbar für den warmen Kamin in Afrika. Der strahlende Sonnenschein täuschte. Warm eingepackt liefen wir gegen frühen Abend zu einer kleinen geführten Wanderung mit einem Hotelguide. Es ging schräg rauf auf die „Hausfelsen“, nichts für Angsthasen, aber mit Belohnung. Angekommen in der Felsformation gab es für uns vorbereitet Kaltgetränke aus noch viel kälteren Silberbechern, grandiose Lichtverhältnisse machten den Tag erneut so wunderbar perfekt. Perfekt für unendliche Fotos und die Seele…….

Tagesziel: Aus

Zeitig aufgemacht haben wir uns, denn um die Rundreise mit all ihren Stationen zu bewältigen, sind Tage mit Kilometern wie den heutigen unerlässlich. Aber zunächst erster Stop bei Naute Kristal. Oder nein, noch ein kleiner Zwischenstop: ganz praktisch und unkompliziert , ja unkompliziert und „unbürokratisch“ haben nach uns abgereiste Gäste einen vergessenen Rucksack unserer Gruppe weiter transportiert. Sehr cool, wie einfach die Dinge immer noch sein können und so sind wir vollzählig und vollständig in der Destillerie von Naute Kristal angekommen, als wir uns noch nicht so sicher waren über die Wirkung von gebranntem Alkohol so kurz nach den Frühstück, aber es ging. Wir kosteten uns langsam aber sicher anhand von angereichten Leckerbissen durch die Schnapsverkostung und haben dann am späten Vormittag unsere Reise Richtung Aus fortgesetzt. Der Ort Aus ist sehr überschaubar, man kann sagen sehr klein. Eine Siedlung am Rande des Huib-Plateaus in der Namib, in der es ähnlich unserer letzten Unterkunft auch mal empfindlich kalt werden kann. Berühmt ist der Ort für seine Lebensräume für Wildpferde.

Tagesziel: Lüderitzbucht

Heute kommen wir das erste Mal an die Küste Namibias, wir fahren an den Atlantik, in die Lüderitzbucht. Der portugiesische Seefahrer Bartholomäus Diaz landete Ende des 15. Jahrhunderts auf seiner Suche eines Seeweges nach Indien in der großen Bucht. Wobei er sie damals „Kleine Bucht“ nannte. Der Name Lüderitz ist zurückzuführen auf die Zeit Ende des 19. Jahrhunderts und hier auf die Bremer Handelsfamilie Lüderitz, die die eigentlich als wertlos gegoltene Region erwarb, weil sie hofften, dort wertvolle Bodenschätze zu finden. Die Bucht ist eine der wenigen natürlichen Buchten der ansonsten unwirtlichen, durch die Namib-Wüste geprägten Küste. Die dazugehörige Stadt Lüderitz wurde nach Adolf Lüderitz benannt.
Unser erster Halt des Tages findet allerdings spontan statt: Wildpferde entlang unserer Reiseroute, bevor wir in Kolmanskop aussteigen. Und nicht ohne Grund wird der Ort auch gern als bekannteste Geisterstadt Namibias bezeichnet. Ein Diamantenfund löste damals Anfang des 20. Jahrhunderts den Boom von Kolmanskop aus. Der / Ort galt zeitweise als reichste Stadt des Landes und dementsprechend unwirklich und faszinierend hört sich die Geschichte dann auch an, vom Aufstieg bis hin zum rasanten Abstieg. Die Ruinen der Stadt stehen bemerkenswert erhalten in der trockenen Sonne Afrikas, fast konserviert. Nur der Sand, der mit den Winden wie unaufhaltsam meterhoch durch Fenster und Türen in alle Gebäude gedrungen ist, scheint den Ort zu beherrschen. Wir stehen wie in einer unbeschreiblichen Unwirklichkeit. Spektakulär der Anblick und die unzähligen Fotos, die wir zur Erinnerung machen. Unsere Fantasien um die so nah greifbare Geschichte drehen sich, gespannt hören wir unserem Führer zu und versuchen, das Erzählte in unser Wissen um Deutsche Kolonialgeschichte einzuordnen. Die Geisterstadt Kolmanskop ist ein Highlight.
Gegen Mittag fahren wir dann nach Lüderitz. Das verewigen wir mit Hilfe von brillianten Fotos im Buchstabenblock der Stadt mit Blick aufs Meer, bevor uns dann alle einen Ort für ein Mittagessen suchen.
Das Licht wendet sich und die Sonne steht bereits niedrig…..der Tag läuft auf sein Ende zu, als wir mit genau diesem scharfen Licht in der Bucht am Diaz Kreuz des berühmten Seefahrers und Namensgebers dem Krachen der Atlantikwellen begeistert zusehen und zuhören. Jeder von uns spaziert noch ein wenig für sich und die geniesst die Kraft des Meeres, bevor wir uns hungrig mit unserem Fahrer und Guide Paolo zurück in die Unterkunft in Aus machen.

Tagesziel: Namib Naukluft Nationalpark

Da hatten wir zwar gerade ein leckeres Frühstück kurz vor Abreise im Hotel und wollten nur kurze Zeit später maximal für einen Toilettenstopp halten, da wars um uns geschehen: die kleine Siedlung Helmeringhausen hat den wohl entzückendsten Biergarten mit dem wohl besten Apfelkuchen der Welt und wir konnten nicht anders und mussten das geniessen. Liebevoll zusammengestellt bis ins Detail, spassvoll und freundlich empfangen hatten wir also ein kleines, zweites Frühstück, bevor wir nach erneut guter Kilometerleistung in unserer „Little Sossus Lodge“ ankamen. Und hier holten meine Gäste dann das zweite mal direkt die Badesachen heraus und genossen einen prima warmen Restnachmittag am Pool des wunderbar ruhig gelegenen Hotels. Zum Abendessen überraschte uns das Küchenpersonal mit einer Musikeinlage, wir hatten viel Spass und fielen nach einem erfüllten Tag zufrieden in unsere Betten.

Tagesziel: Sossusvlei

Die Region, in der wir nun schon seit zwei Tagen unterwegs sind, ist trocken und heiss. Unser heutiger Weg führt uns in ein noch heisseres Gebiet, die des Sossusvlei. Die Salzpfanne des Sossusvlei liegt in der Mitte des Namib-Naukluft -Parks, einer rund 32000 Quadratkilometer großen Dünen- und Wüstenlandschaft. Nach Einfahrt in den Nationalpark laufen uns die ersten Kudus und Springböcke vor die Kamera, bevor unser Blick beherrscht wird von einer unendlich scheinenden, roten Dünenlandschaft. Unser erster Stop und Möglichkeit zu Erklimmen einer Düne: die Düne 45. Sie ist neben „Big Daddy“ und natürlich „Big Mama“ die bekannteste und womoglich auch meistfotografierte Düne im Sossusvlei. Wir sind alle voller Energie, mindestens eine Düne zu „erobern“ , wir lachen viel, fühlen uns teilweise wie verrückte Kinder, die im Sand Unmögliches erreichen wollen und am Ende auf dem Pops herabrutschen. Es ist heiss und in unseren Vorstellungen ein tatsächlich unbezwingbares Gebiet, erneut geprägt von der Fliesskraft des Sandes. Gefühlt ohne mögliches Leben. Im Dead Vlei ist es dann auch Tatsache.

Tagesziel: Swakopmund

Erneut zeitig aufstehen, Koffer vor die Tür und gut geplant gemütlich frühstücken….wir sind mittlerweile Profis im Rundreisenablauf. Auch heute liegt eine gewaltige Strecke vor uns.
Unser Mittag nehmen wir an einer alten Bahnstation mit Tankstelle und Steinpflanzensammlung. Ein tatsächlich verrückter Ort. Auch hier laufen wir in der entzückend hergerichteten Anlage während unsere Gedanken historisch fliegen. An jeder Ecke Erinnerungsstücke vergangener Zeiten, auch hier haben wir Bilder im Kopf…..Haus an verlassener Bahnstrecke. Wir stärken uns und freuen uns auf Swakopmund.
Kurz vor der Stadt halten wir für eine Pause an einem Einkaufszentrum. Wir sind überrascht, reisen wir bereits seit Tagen durch kleinste Orte Afrikas mit teilweise wildesten Strassen, gefühlt fern unsrer Wirtschaftswelt, so überrascht der Bau des Einkaufszentrums in seiner Modernität wie auch seinem Angebot und kann mit den uns bekannten EKZ´s durchaus mithalten. Auch die Zufahrt nach Swakopmund, an der das Einkaufszentrum gelegen ist, überrascht uns. Die Strasse ist breit, durchdacht strukturiert und nagelneu asphaltiert. Rechts und links gibt es diverse Zu- und Auffahrten, auf denen reger LKW-Verkehr herrscht. Paolo versucht die Situation mit für deutsche Touristen klassischen Phrasen zu belegen: „Die Chinesen sind jetzt überall“ und gibt dabei auch das dazugehörige Gefühl des bitteren Tief-Durchatmens. Aber tatsächlich scheint hier das Land das erste Mal in Bewegung, in Bewegung in eine neue Richtung. Die sogenannte Belt and Road Initiative der chinesischen Staatsführung wird hier das erste Mal für uns greifbar. Die Welt ist in Bewegung, wir nehmen das hier wahr.
Swakopmund erwartet uns dann sehr stürmisch aber sonnig. Auch dieser Ort ist durch seine Küstenlage geprägt von Seefahrern wie Diaz. Aber auch die deutsche Flagge wurde in der Geschichte des Ortes gehisst. Heute leben vielleicht noch 5 % deutschstämmige Einwohner in dem Ort. Swakopmund ist ein bedeutendes Tourismus-Zentrum. Die Stadt bietet viel an Zerstreuung und Erholung, eine wunderbare Strandpromenade lädt mit guten Restaurants zum Flanieren ein. Und genau dort nimmt ein Teil der Gruppe auch ihr erstes Abendessen vor Ort ein. Wir haben vermutlich einen kleinen Wandervirus in der Gruppe. Wir hoffen auf schnelle Genesung, sind die geplanten Ausflüge in Swakopmund wieder tatsächliche Highlights.

Walvis Bay

Ein wunderbares Frühstück macht den Tagesanfang und wenn auch nicht ganz vollständig, so geht es kurz darauf bereits mit Paolo zum Hafen. Eine Lagunenfahrt mit einem Katamaran steht auf dem Programm. Es muss ein traumhafter Ausflug gewesen sein, denn viele der Gäste kamen erst nach Ablegen des Katamarans an Bord: Robben, Möwen, Pelikane. Sie alle wissen natürlich um die top Versorgung an Bord, die auch meine Gäste hoch gelobt haben. Neben Austern und Champagner wurden kuschelige Decken gereicht und einfach nur genossen.
Unser Abendessen im traditionsreichen Hansa-Hotel konnte da nur der Abschluss eines spektakulären Tages sein.

Tagesziel: Erongo Gebirge

Heute fahren wir zu den Damaras ins Erongo-Gebirge. Im sogenannten „Lebenden Museum der San“ wird uns anhand verschiedenster Rituale und Handhabungen das Leben der Einheimischen näher gebracht. „San“ ist eine Art Sammelbezeichnung für einige indigene Ethnien. Sie lebten ursprünglich als reine Sammler und Jäger. Sie gelten als älteste Bevölkerungsgruppe in Namibia.
Wir sind bereits unendliche Kilometer durch unwirtlichstes Land gefahren. Ein Land, in dem man täglich extremen Wetterverhältnissen ausgesetzt ist. Ein Land, welches fast vollständig wie trockenes Dürregebiet liegt. Nur einzigartige Naturkenntnisse können hier ein Überleben sichern. Kenntnisse, die sicherlich viele Opfer bringen mussten. Und doch hat man sich mit dem wenigen an Vegetation und Tierwelt eine Bandbreite an überlebenssicherndem Wissen zueigen gemacht, das nur faszinieren kann. Selbst die sogenannte Klicksprache hat ihre Herkunft und Bedeutung. Wir sind dankbar für einen klimatisierten Bus mit Wasserversorgung und vielleicht dem Gedanken im Gepäck, wie wesentlich und schützenswert die Natur uns eigentlich ein Leben ermöglicht.
Am späten Nachmittag dann eröffnet sich für uns erneut ein Highlight in Form unserer wunderbaren Ai Aiba Lodge. Sie liegt eingebettet in die spektakulären Erongo-Berge, es fehlt an nichts und ist gleichzeitig so voller Ruhe inmitten der Natur. Ein spektakulärer Blick fasziniert uns tagsüber, das Ganze wird uns am Abend mit Fackeln und einem afrikanischen Lagerfeuer mit Sundowner geboten. Meine Gäste sind zufrieden, sehr zufrieden.
Am Nachmittag fahren wir noch zu einer kleinen Pirschfahrt und wie sollte es anders sein: als wir mit einem wunderbaren Sekt den Sonnenuntergang an unserem Jeep begehen, haben wir bereits unzählige Schnappschüsse von Zebras, Springböcken und Elefanten gemacht. Perfekt der Tag.

Tagesziel: Etosha

Nach einer spannenden Nacht, bei der es kleine Kurzbesuche von Steinböckchen an den Hütten mancher Gäste gab, mussten wir uns schon wieder rüsten zu einer neuen Etappe. Wir fahren Richtung Etosha.
Knappe 330 km, aber wir sind ja Profis. Eine Gelegenheit den Schlaf nachzuholen, den wir gern gegen den bereits beschriebenen zauberhaften Abend in der Ai Aiba Lodge eingetauscht hatten.
Der Ort unseres Mittagessens scheint ein Treffpunkt für Reisegruppen. Im Getummel Essenssuchender finden auch wir ein kleines Plätzchen und schon geht es weiter in Richtung Etosha Nationalpark.
Wir kommen so zeitnah im Safari nationalpark an, dass wir eine erste kleine Pirschfahrt mit Paolo unternehmen können. Und es ist wunderbar, der Zeitpunkt ideal. Elefanten kreuzen unseren Weg, unzählige Springböcke begleiten uns temporär und auch Zebras lassen sich durch unsere fasziniert gebannte Fotografiererei nicht stören.
Das hat den richtigen Vorgeschmack auf den kommenden Tag gegeben. Wir brauchen heute nur noch ein Abendessen und fallen auch schon tief erfüllt in die Federn.

Etosha

Für den heutigen Tag tauschen wir das Reisefahrzeug gegen Jeeps aus, cremen noch einmal ganz dick sämtliche freien Hautstellen, füllen ein letztes Mal unsere Wasserflaschen und los geht es auf Safari Tour.
Und eigentlich tun wir den ganzen Tag über nicht mehr als gucken, gucken, gucken, fotografieren, staunen und wieder fotografieren. Beeindruckt vom so tiefentspannten und grundzufrieden wirkenden Laufen der Elefanten an die Wasserlöcher, dem Passieren unzähliger Oryxe und Springböcke, Gruppen von Zebras und dann doch wieder Elefanten…..so sitzen wir in unseren Fahrzeugen wie gebannt. An einer Wasserstelle scheint es geradezu organisiert abzulaufen: eine Kette von Elefanten läuft in Reihe über die Anhöhe zum Trinken, sammelt sich wieder und läuft ab während die nächste Grossfamilie erneut in Reih und Glied ruhig aber zielstrebig nachrückt. Und wie schon gesagt: wir sitzen (nur) und beobachten und fotografieren und doch merken wir dann auch am Stand der Sonne, dass sich der Tag schon neigt und unsere Müdigkeit und Erschöpfung enorm ist.
Es bleibt heiss bis in den Abend. Unsere Kräfte lassen uns an diesem Abend zwar noch freundlich sein, aber nur noch beschränkt redseelig. Wir fallen alle in unsere Betten. Eine Rundreise verlangt ihre (kleinen) Opfer.

Tagesziel: Windhoek

Auf unserer heutigen Fahrt halten wir noch einmal an historischen Zeugnissen deutscher Kolonialzeit. Eine Lokomotive der Firma Henschel aus Kassel steht da und lässt sich vermutlich bereits seit Jahrzehnten bestaunen, begehen und fotografieren. Zeitgleich zu uns hält dann ebenfalls als prima Fotomotiv ein Sattelzug mit tatsächlich zwei überlangen Anhängern, wie sie bei uns undenkbar wären. Aber wir haben ja mittlerweile ein Bild von diesem Land, von den gewaltigen Ausmassen, den ewigen Weitem zwischen kleinsten Siedlungen und Einzelfarmen. Es macht da wohl durchaus Sinn, gleich mit „ganz grossem Gepäck“ zu fahren. Wenn da nicht schon gleich die Frage nach einer eventuellen Pannensituation in der ewig einsamen Weite durch unsere deutsch-organisierten Köpfe schwirren würde. :-)) Wir reisen, um zu erleben und zu lernen. Manchmal auch für den eigenen Maßstab, der gelegentlich hinterfragt werden darf.

Tagesziel: Windhoek

Unser Reisekreis schliesst sich: unser nächstes Ziel war unser erstes und wird nun auch unser letztes Ziel sein. Dafür liegen allerdings über 400 Tageskilometer vor uns.
Windhoek, die Hauptstadt des Landes habe wir nach unserer Anreise vor über zwei Wochen buchstäblich links liegen lassen, wussten wir um die letzten zwei Tage, um diese zu erkunden. Lediglich unser Hotel machte den Anschein eines Überraschungsbesuches unsererseits. Aber so gut umsorgt und verwöhnt wie wir in den letzten Tagen übernachtet haben, geben wir diesem Hotel die Möglichkeit, sich noch einmal in Ruhe auf uns vorzubereiten, damit auch wir uns vorbereiten können nach langer Anreise auf ein zauberhaftes Abendessen in Leos Garden. Eine lange Tafel im Garten erwartet uns und wir verbringen noch einmal einen sehr schönen Abend in der Gruppe bevor uns Paolo mit kleiner Führung sicher durch die Stadt zur Übernachtung in unser Hotel fährt.

Tagesziel: Flughafen Windhoek, nachdem wir die Stadt überhaupt erst kennen lernen durften.

Es ist immer schwierig, den letzten Urlaubstag zu beschreiben. denn auch wenn man sich kraftvoll versucht dagegen zu wehren, Unruhe aufkommen zu lassen, so kreisen die Gedanken schon um planvolles Packen und die Heimat mit all den ersten organisatorischen Notwendigkeiten.
Aber Paolo führt uns an diesem letzten Tag noch durch die Hauptstadt Namibias. Wir fahren durch sehr unterschiedliche Stadtteile, Windhoek bedeutet auf afrikaans „windige Ecke“. Diese Bezeichnung hat die Stadt natürlich aufgrund der Winde, die insbesondere im Frühjahr und im Herbst kräftig um jede Ecke wehen, aber irgendwie passt sie auch in die Vielfalt ihrer Stadtteile, townships. Neben augenscheinlich wohlhabenden und angesehenen Stadtteilen, fahren wir auch durch Wohngegenden mit sogenannten Blechhüttensiedlungen. Sie bedeuten allerdings durchaus Errungenschaft, gibt es keine Slums mehr in der Stadt. Wir halten in einer Art Kinderheim. Die Verantwortliche berichtet uns von den behördlichen Rahmenbedingungen für die Existenz ihrer Herberge. Wir dürfen Fragen stellen und es entwickelt sich noch einmal dieses Kreisen im Kopf um die Balance zwischen Tourismus und dem Alltag der Menschen eines Landes, welches sich meist abgeschottet im Alltag dem Tourismus zur Verfügung stellt.
Und in letzter Runde bei einem ausgiebigen Mittagessen mit Bierverkostung lassen wir alles querbeet Revue passieren. Wir haben uns an diesem letzten Tag offensichtlich noch sehr viel zu erzählen, bevor es dann auf das letzte Stück geht: die Fahrt zum Flughafen. Allerdings will ich an dieser Stelle natürlich das Regierungsgebäude mit Präsidentenpalast nicht unerwähnt lassen, welches bei uns tiefen Eindruck hinterlassen hat: als Geschenk des nordkoreanischen Machthabers, monumental abseits der Kernstadt auf einem beeindruckenden Hügel erbaut, ein weiteres Zeugnis für Wandlung , Bewegung , Verschiebungen…..vielleicht global? Auf jeden Fall für uns zunächst nur schwer einzuordnen.
Wir bedanken uns am Flughafen bei unserem Fahrer und Reiseleiter Paolo und freuen uns jetzt wohl tatsächlich auf Zuhause.

Tagesziel: Heimat

Schlusswort

Wenn man im Nachhinein versucht, eine Reise von dieser Länge zu rekapitulieren, kommen die Erinnerungen häppchenweise. immer wieder und vor allem immer wieder neue. Und ich sitze während ich hier schreibe stellenweise mit einem Grienen im Gesicht, sind die Erinnerungen im Kopf um ein vielfaches bunter als das hier aufgeschriebene nur sein kann. Und ich hoffe, meine lieben Gäste, es geht Euch ebenso. Und sicher hat dabei noch jeder andere besondere Momente, die sich als markant eingeprägt haben. Ich hoffe, Ihr erinnert Euch gern an die erlebnisreichen Tage in Namibia.

Ich sitze noch grienend und grüße von Herzen
Diana

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