Reisebericht: Wandern auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey

19.09. – 26.09.2009, 8 Tage Wanderreise auf den Kanalinseln Jersey und Guernsey im Atlantik mit St. Helier – Bonne Nuit Bay – Rozel Bay – Green Lanes – Plemont Bay – Devils Hole (54 Wanderkilometer)


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Jersey ist eine kleine, weitgehend unbekannte Insel im britischen Kanal. Zu Unrecht! Denn dieses idyllische Eiland mit seiner Blütenpracht und seiner vielfältigen Landschaft ist auf jeden Fall eine Reise wert. Doch nicht nur der Botaniker kommt auf seine Kosten: Wanderer kommen durch die unterschiedlichen Landschaften auf ihre Kosten: Klippen im Norden, Sandstrände im Süden und Dünen im Westen. Auch die pittoresken Städte St. Helier und St. Aubin verzaubern schon auf den ersten Blick.
Ein Reisebericht von
Julia Grunwald

Reisebericht

Jersey ist eine kleine, weitgehend unbekannte Insel im britischen Kanal. Zu Unrecht! Denn dieses idyllische Eiland mit seiner Blütenpracht und seiner vielfältigen Landschaft ist auf jeden Fall eine Reise wert. Doch nicht nur der Botaniker kommt auf seine Kosten: Wanderer kommen durch die unterschiedlichen Landschaften auf ihre Kosten: Klippen im Norden, Sandstrände im Süden und Dünen im Westen. Auch die pittoresken Städte St. Helier und St. Aubin verzaubern schon auf den ersten Blick.

Zwei Tage vor Reisebeginn rief ich meine Reisegäste an, um mich zu erkundigen, ob alles in Ordnung sei und noch Fragen wären. Viele Anrufe musste ich nicht tätigen, denn es waren insgesamt nur neun Teilnehmer plus meiner Wenigkeit als Reisebegleitung.
Endlich war der große Tag gekommen. Für die Gäste begann die Reise mit einem Klingeln an der Haustür. Alle hatten sich für den komfortablen Haustür-Transfer-Service entschieden und mussten sich nicht um die Anreise kümmern, sondern lediglich die Koffer packen.
Am Flughafen Berlin/Tegel traf ich auf den Großteil meiner Reisegruppe und gemeinsam checkten wir ein und gaben die schweren Koffer auf. Anschließend hieß es Warten, bis wir an Bord des Flugzeugs gehen konnten. Pünktlich auf die Minute hoben wir ab und flogen nach London/Heathrow. Da es leider keine Direktflüge auf die kleine Kanalinsel gibt, mussten wir in London den Flughafen wechseln. Doch das war überhaupt kein Problem. Nachdem wir unsere Koffer abgeholt hatten, wurden wir am Ausgang bereits von einem örtlichen Transferunternehmen erwartet, der uns bequem zum Flughafen Gatwick brachte. Hier stießen noch zwei weitere Gäste zu uns, die bereits einige Tage zuvor individuell nach London gereist waren. Wieder gaben wir unsere Koffer auf und wieder mussten wir warten, bis die letzte Etappe unserer Abreise anbrach: Der Flug nach Jersey.
Bereits im Landeanflug konnten wir einen ersten Eindruck von der Insel erhaschen: Mit 117 Quadratkilometern hat sie wirklich eine überschaubare Größe. Ein bisschen geschafft gingen wir von Bord des Flugzeugs und waren positiv überrascht über das schöne, sonnige Wetter.

Wir wurden bereits von Heidi, unserer örtlichen Reise- und Wanderführerin erwartet. Sie war eine Österreicherin, die vor über dreißig Jahren gemeinsam mit ihrem Mann nach Jersey ausgewandert ist und die Insel lieben gelernt hat. Außerdem war sie gleichzeitig auch Busfahrerin und so fuhren wir gemeinsam zu unserem Hotel.
Aufgrund einer Überbuchung des Hotels mussten wir bereits einige Zeit vor der Reise einen Hotelwechsel vornehmen. Für diese Unannehmlichkeit schenkten wir den Reisegästen eine zusätzliche Inselrundfahrt und einen Gutschein im Wert von 100 Euro für eine weitere Reise. Im Nachhinein stellte sich diese Änderung jedoch nicht als Ärgernis, sondern als sehr positiv heraus.

Wir bezogen also unsere gemütlichen und freundlichen Zimmer. Kurze Zeit später trafen wir uns schon zum Abendessen. Wie in Großbritannien üblich, gab es auch hier immer eine Flasche Wasser auf dem Tisch. Das Essen gab es in Buffetform, was uns auch sehr gut gefallen hat. An den vielen Köstlichkeiten konnten wir uns mehr als satt essen. Im Anschluss unternahm ich mit einigen Gästen einen Spaziergang ans Meer.
Am nächsten Tag ging es gleich mit Schwung weiter. Heidi fuhr uns mit ihrem Kleinbus in den Norden der Insel und wir begaben uns auf unsere erste Wanderung entlang der Klippen. Dank des herrlichen Wetters hatten wir eine fantastische Sicht auf die anderen Kanalinseln. In der Bouley Bay, einer hübschen, kleinen Bucht machten wir Mittagspause. Sehr beliebt waren vor allem Fisch- oder Krabbenbrötchen. Nach dieser Stärkung konnten wir die Wanderung fortsetzen. Unterwegs wurden wir häufig von Vögeln begleitet. Zum Schluss kamen wir in der Rozel Bay an und ich hatte für meine Gäste eine kleine Überraschung in petto. Ich führte sie zu einem wunderschönen Hotel, dem „Chateau la Chaire“. Dort war bereits eine typische englische Zeremonie für uns vorbeitet: Cream Tea und Scones. Letzteres ist ein pfannkuchenähnliches Gebäck, das die Briten zu ihrem Tee essen. Man schneidet es auf wie ein Brötchen, beschmiert es mit Marmelade und geschlagener Sahne. Very British und very lecker!


Der nächste Tag führte uns auch in den Norden, dieses Mal aber an den westlichen Teil. Wir starteten an einer alten Ruine, dem Grosnez Castle. Der Name leitet sich aus dem altnordischen Wort „grar ness“ ab, was so viel wie „graue Landzunge“ bedeutet. Mit tollen Ausblicken auf die Nachbarinseln wanderten wir gen Osten. Leider war die Heide im September bereits verblüht, denn die Gruppenreise im Frühling schwärmte von herrlicher lilafarbener Heidelandschaft. Nichtsdestotrotz waren wir stets von einer wunderschönen herbstlichen Landschaft umgeben. In der malerischen Bucht Greve de Lecq machten wir Mittagspause und hatten die Möglichkeit, echtes Jersey-Eis zu schlecken. Frisch gestärkt setzten wir die Wanderung fort. Am Nachmittag erreichten wir unser Wanderziel: das berüchtigte Devil’s Hole, das Felsloch des Todes. Diesem Ort werden allerhand gespenstische Geschichten nachgesagt, nachdem hier ein Schiff an den Felsen in einem Sturm zerschellte. Mit vielen Eindrücken fuhren wir wieder zurück ins Hotel. Vor dem Abendessen unternahm ich mit den Gästen einen Bummel durch die Fußgängerzone, wo sich das Leben der Insel abspielt. Neben vielen bekannten großen Geschäften gab es auch viele hübsche Läden, in denen man typische Spezialitäten kaufen konnte. Black Butter zum Beispiel ist ein pflaumenmusähnlicher Aufstrich, der ein bisschen an den englischen Plumpudding erinnert.


Heute erkundeten wir die ganze Insel auf einen Streich: Bei einer fakultativen Inselrundfahrt umrundeten wir das Eiland mit dem Bus. Heidi zeigte uns einige der schönsten Fleckchen: Das Gorey Castle im Osten, die Bonne Nuit Bay im Norden oder den Corbière-Leuchtturm im Südwesten. Letzterer ist ein recht eindrucksvolles Bauwerk, da sich dieser Leuchtturm relativ weit von der Küste entfernt befindet. Bei Flut ist der Weg, der dorthin führt, überspült und es gibt keine Verbindung. Da wir aber bei Ebbe dort ankamen, konnten wir den wunderschönen Spaziergang zum Leuchtturm antreten.
Nach dem Ende der Rundfahrt schlenderte ich mit einigen Gästen durch die Hauptstadt St. Helier. Wir bewunderten die Dampfuhr Ariadne, die lange Zeit die weltgrößte ihrer Art war, bis in Vancouver eine noch größere gebaut wurde. Mit vielen Eindrücken spazierten wir zurück zum Hotel.
 
 

Auf den heutigen Tag hatte ich mich ganz besonders gefreut, denn die Reise führte uns auf die kleine Insel Sark. Hier ist alles sehr ursprünglich und die Menschen, die hier leben, halten stark an ihren Traditionen fest. Keine Autos fahren auf Sark; selbst der Doktor muss mit einem Traktor seine Hausbesuche erledigen. Wir besuchten die Seigneurie, das Anwesen und den Garten des letzten Feudalherren Europas. Weiter ging es zum Window in the Rock, einem Fenster im Stein, von wo aus wir einen fantastischen Ausblick genießen konnten. Doch das beeindruckendste Bauwerk sollte erst kommen: La Coupée, ein Damm, der Little Sark und Great Sark miteinander verbindet und von deutschen

Kriegsgefangenen errichtet wurde. Mit der Fähre fuhren wir wieder zurück nach Jersey.
Da wir bisher nur rings um die Insel gewandert sind, erkundeten wir heute die grüne Mitte Jerseys. Der Weg führte uns entlang eines lieblichen Tals und auf den „Green Lanes“, den grünen Straßen. Viele Jersey-Kühe und Pferde blickten auf, als wir fröhlich vorbeigingen. Im Freilichtmuseum Hamptonne erfuhren wir viel Interessantes über die traditionelle Lebensweise und ländliche Geschichte. Durch sattgrüne Täler des St.-Peter-Tals wanderten wir bis zur Südküste der Insel, wo wir anschließend noch ausgiebig Muscheln sammeln konnten. Apropos Muscheln: Das Abendessen fand heute nicht wie sonst im Hotel statt, sondern wir dinierten in einem hervorragenden Fischrestaurant, das auf der Speisekarte Austern und Jakobsmuscheln bot. Meine Gäste waren begeistert von dem Essen und auch ich bin in den Genuss von gebratenen Austern gekommen.
Der letzte Tag stellte eine ganz besondere Herausforderung dar: Anders als im Katalog angegeben, war diese Wanderung nicht 11, sondern 18 Kilometer lang. Zunächst spazierten wir entlang einer ehemaligen Eisenbahnlinie von St. Aubin zum Corbière-Leuchtturm. Nur war diesmal nicht Ebbe, sondern Flut. Wir konnten nicht glauben, wie wir überhaupt zu Fuß dort hinüber

laufen konnten, denn der Fußweg verschwand komplett im Wasser. Wir wanderten weiter entlang der Küste nach Osten und erreichten die malerische St. Brelades Bay. Dort besichtigten wir eine alte Kirche, die Fishermen’s Chapel, die oberhalb der Stadt gelegen ist. Nach einer Mittagspause spazierten wir über den breiten Sandstrand. Da das Wasser sich gerade wieder zurückzog, konnten wir ein Stück abkürzen. Der Weg führte uns weiter über Felsen, vorbei an niedlichen Häusern und zahlreichen Heidelbeersträuchern. Das letzte Stück wollten wir alle gar nicht so recht weiterlaufen, da das sozusagen dem Ende der Reise gleichkam. Dennoch erreichten wir mit müden Knien und insgesamt über 50 Kilometern in den Beinen den Bus und fuhren glücklich zum Hotel zurück. Den Abend verbrachten wir bei einem Glas Wein in der Lounge des Hotels und ließen die Erlebnisse der Reise noch einmal Revue passieren.
Jetzt hieß es tatsächlich Abschied nehmen. Nach einem letzten Spaziergang durch die Stadt wurden wir von Heidi abgeholt und zum Flughafen gefahren. Gemeinsam checkten wir ein und warteten auf den Abflug. In London angekommen, verließ uns eine Teilnehmerin, die noch eine individuelle Verlängerung in Großbritannien gebucht

hatte. Mit diesem "obligatorischen Schwund" fuhren wir von London Gatwick nach Heathrow. Ich verabschiedete zwei weitere Gäste, die den Heimflug nach München gebucht hatten. So waren zum Schluss also nur noch sechs Gäste übrig, mit denen ich nach Berlin/Tegel flog. Dort wurden wir bereits von unseren Transferfahrern erwartet. Gemeinsam mit einer letzten Teilnehmerin fuhr ich in Richtung Heimat. Doch der Abschied bedeutete noch nicht das Ende. Ich ließ unser Gruppenfoto entwickeln und stellte die Fotos, die ich während der Reise gemacht habe, auf unsere Internetseite, sodass alle Gäste sich diese Bilder anschauen und zurückerinnern konnten.
 
Ich selbst lehne mich noch manches Mal in meinem Stuhl zurück und denke zurück:
Was war das doch für eine schöne Zeit!
Ihre Julia Grunwald

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