Reisebericht: Wandern auf Sardinien – zweitgrößte Insel im Mittelmeer

18.04. – 25.04.2024, 8 Tage Wanderreise auf der Insel Sardinien / Italien: Olbia – Alghero – Punta Giglio – Vulkanküste – Bosa – Gallura – Monte Limbara – Nurra – Isola Rossa – Castelsardo – sardische Auvergne (ca. 53 geführte Wanderkilometer)


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Wer sich jetzt über die Überschrift wundert, dem, der oder die möchte ich die Philosophie der 2023 leider zu früh verstorbenen sardischen Autorin Michaela Murgia nahelegen: „Runde Zahlen taugen nur für Dinge, die endgültig verstanden werden können.“

Und wer Sardinien schon einmal gesehen hat, der weiß, dass es immer ein kleines Rätsel bleiben wird.
Wo fahren wir hin? .... Was wird uns dort erwarten? ... Wird es uns gefallen? …
Fragen, die sich der ein oder andere vielleicht vor Reiseantritt schon mal gestellt hat.
Man schaut auf die Landkarte und entdeckt eine Insel. Schaut sich Bilder dazu an und Reportagen und denkt….schön, da fahr ich hin.
Doch …
… “Neben der Insel der Postkarten und der All inclusivce-Touristendörfer existiert eine Insel der Geschichten, die man auf Weisen bereisen muss, die den Orten Kontur verleihen, damit die Erinnerung nicht für immer dort bleibt und ihren Platz einnimmt“. Michaela Murgia, aus dem Vorwort ihres Buches Elf Wege über eine Insel.


Der folgende Reisebericht soll ein Versuch sein, hinter den Erlebnissen die sardische Seele zu entdecken und ein bisschen zu verstehen.
Ein Reisebericht von
Michael Rass
Michael Rass

Das Abenteuer Sardinen beginnt....

Typisches Aprilwetter, Schneefall auf der Autobahn Richtung München und Sonne in München. Der Flughafen im glänzte in der Sonne, der Koffer aufgegeben. Der Sicherheitscheck verlief ohne Probleme und jetzt gab es noch genügend Zeit durch die Hallen des Flughafens zu schlendern und die Angebote zu studieren oder die geschäftigen Leute auf ihren Wegen zu den jeweiligen Gates.
Oben im ersten Stock hatte der berühmte Airbräu seine Pforten schon geöffnet und die ersten Gäste saßen schon bei Weißwürst, Weißbier und Brezen. Typisch bairisch halt.
Mit einem Kaffee in der Hand schlenderte ich weiter durch die Gänge, es gab immer noch genügend Zeit, als mich der Anruf einer Dame aus unserer Reisegruppe erreichte, die höflich nachfragte, wo ich denn sei, denn das Boarding hatte bereits begonnen.
Boarding begonnen???- ohne Aufruf der Fluggesellschaft???
„Nichts ist unmöglich, Bayern“
Mit etwas schnelleren Schritten, den Kaffee in der Hand, zum Abfluggate G35 geeilt, wo sich keine Warteschlange mehr befand.
Der Grund des frühen Boardings wurde auch schnell klar, denn ein Bus brachte uns zum Flugzeug, das irgendwo draußen im weiten Flughafengelände stand.
Mein Sitzplatz wurde auch geändert, da wir ein größeres Flugzeug bekamen mit mehr Beinfreiheit, was Allen zu Gute kam.
Dunkle Wolken zogen am Himmel heran und Kapitän Pavel Kuschka erhielt erst die Aufforderung zum Take off um 15.30 Uhr. Mit 40minütiger Verspätung, angeblich wegen hohen Verkehrsaufkommens in der Luft durch landende Flugzeuge.
Noch war strahlender Sonnenschein, aber als unser Flugzeug zur Startbahn rollte und auf das Signal zum Start wartete, setzte ein starker Graupelschauer mit Schneefall ein.
Der Silbervogel setzte zum Start an und schoß über die Rollbahn. Der Schneefall verwandelte sich in Regen für die nächsten paar hundert Meter und als der Vogel abhob, schien die Sonne. 3 Wetterphänomene während des Startmanövers – das ist April.
Der nicht voll besetzte Flieger bescherte uns einen ruhigen und entspannten Flug. Plätze wechseln, wenn man denn wollte, war durchaus möglich. Natürlich waren die Fensterplätze schnell belegt.
Sardinien empfing uns mit Wind. Einige Turbulenzen in der Luft machten den Flug
nochmal spannend und vielleicht gab es bei so Manchem wegen dem Wackeln ein mulmiges Gefühl im Magen.
Trotz des Windes brachte uns Kapitän Pavel sicher auf sardischen Boden.
Kurz vor 5 Uhr, Sonne und 20 Grad C.
Die Gepäckausgabe verlief zügig und in der Empfangshalle erwartete uns einer der charmantesten Busfahrer Sardiniens – Salvatore, ein alter Bekannter.
Wegen unserer guten halbstündigen Verspätung ließ er seinen Bus hinüber nach Fertilia fliegen.
Danach das übliche einchecken und anschließend ein Abendessen in geselliger Runde.
Eine Beilage, die von einem Gast als Hauptspeise geordert wurde, wurde von Restaurant kurzerhand etwas abgeändert, und mit einem kräftigen Mirto Rosso aus Carlos Händen, wurde auf eine fröhliche und erlebnisreiche Woche angestoßen
Das Abenteuer Sardinien hat damit begonnen….

Der Weg der Gegensätze ... Steine, Mauern, Mode

Die Sonne ging über Fertilia auf. Die rauhe Küstenregion mit der väterlichen Gewalt über Mensch und Tier im Nordwesten der Insel und dem Küstenstädtchen Alghero erwacht zu neuem Leben.
Ganz Mutige wagten sich zur Erfrischung ins 15 Grad kalte Wasser des thyrrenischen Meeres.
Allein das Hineinkommen ins Wasser war ein besonderes Erlebnis. Auf dem sonst feinen Sandstrand von Fertilia türmten sich riesige Berge von Algen auf. Barfuß über den weichen Teppich aus hunderten von Tonnen Seegras, das über den Winter hier an Land gespült wurde. In den nächsten Wochen soll es von hier abtransportiert werden. Man erinnerte sich an das Frühjahr 2023, wo 4 Mann mit der Mistgabel das Seegras mühsam auf einen Anhänger aufluden mussten. Vielleicht kommt dieses Jahr ein Radlader zur Unterstützung.

Die heutige Wanderung führte uns zunächst hinauf zum Kap Punta Gilio mit der ehemaligen Militärstation, weiter zur Nuragher-Kultur und danach in das reizende Städtchen Algero mit dem berühmten Modeschöpfer Antonio Marras. Zum Abschluss des Tages gab es eine wunderbare Wein- und Olivenverkostung bei Annamaria im Weingut Leda di Ittiri.
Während die einen Steine und Mauern aufbauten zur Verteidigung und zum Kampf und Selbstschutz, versuchte der andere mit seiner Mode die Mauern einzureißen und zu verbinden und versöhnen. Sozusagen war es heute eine Wanderung der Gegensätze.

Fiammetta, das kleine Flämmchen, führte uns, nachdem wir unsere Wasservorräte in Fertilia aufgefüllt hatten, zunächst am Wasser entlang vor zum Kap Punta Gilio. Die Frühlingssonne knallte kräftig auf uns nieder und kämen ganz schön ins Schwitzen, wenn da nicht der erfrischende Mistral aus dem Norwesten kommend, uns Abkühlung verschafft hätte.
Eine alte Bunkeranalge aus dem 2ten Weltkrieg lag versteckt hinter Steinen. Auf Grund einer angeschwemmten Leiche eines englischen Offiziers wurden unzählige Bunker wurden entlang der Küste gebaut. Sie wurden nie für Gefechte benutzt, dennoch starben hier viele junge Soldaten an Malaria die hier in der Gegend bis etwa 1950 herrschte.
Das Capo Cacca, der schlafende Riese, und überaus kontrastreiche Farben, wie man sie hier nur im Frühling vorfinden kann, begleiteten uns den Weg entlang hinauf zur ehemaligen Militärstation der Flugabwehr SR 413.
Punta Giglio war in der Vergangenheit ein wichtiger strategischen Militärpunkt bis 1945. Heute ist es eine Art Freilichtmuseum und erinnert an die Zeiten eines schrecklichen Krieges.
Von hier aus konnte man die Bucht von Algero bis nach Capo Cacca bewachen, schützen und verteidigen. Die Kanone dort hatte eine Reichweite von 12 Km, das entsprach der Entfernung von Alghero bis zur Spitze des Capo Caccia. Punta Gilio lag genau dazwischen.
Die ehemalige deutsche Radarstation Freya, von der heute nur noch die Ruine übrig geblieben ist, stand in ständiger Verbindung mit der größeren Radarstation „Würzburg“ in Bosa, weiter südlich.
Das Refugio, die ehemalige Militärstation, die 2018 noch eine mit Graffiti verschmierte Steinruine war, wurde wieder hergerichtet und ist heute ein Restaurant und Bar, indem der kühle Flair einer Kaserne erhalten wurde. Die Wände zieren heute keine wilden Graffities mehr sondern Szenen des Patriotismus und der Heldenhaftigkeit.
Eine kleine Pause und ein Espresso musste sein, danach ging es durch den Pinienwald zurück.
Sardinien wurde 2 x komplett abgeholzt, weil man die Bäume für den Städte- und den Schiffsbau brauchte. Aufgeforstet wurde dann mit der schnellwachsenden Pinie. Man haderte viele Jahre mit ihr, denn die abfallenden Nadeln brennen wie Zunder und können zu verheerenden Waldbränden führen. Mittlerweile hat man sich arrangiert, denn selten ein Schaden ohne Nutzen. Die Massen an Piniennadeln bedecken den Boden wie einen Teppich und schützen ihn vor Austrocknung. Und im Schatten der Bäume gedeihen andere einheimische Pflanzen.
Stein- und Korkeichen, sowie Bergahorn und Olivenbäume, das sind die wirklich einheimischen Baumarten auf Sardinien.

Die Nuraghe Palmavera ist zwar nicht die best erhaltenste Nuraghe der Insel aber auf Grund der Größe doch bedeutend genug. Schautafeln und Beschreibung schildern eingehend das Leben und Wirken des Nuraghervolkes und Fiammetta, die in Ihrer Studienzeit hier an der Nuraghe erste Erfahrungen machen konnte, konnte uns Vieles erzählen. Allerdings hörte man aus ihren Erzählungen heraus, dass es immer wieder neue Erkenntnisse und Entdeckungen über die Nuragherkultur gibt, und dass das was sie einst einmal in ihrer Studienzeit darüber gelernt hatte, bereits wieder widerlegt ist.
So rätselt und forscht man noch heute über die Zusammenhänge der Nuragher mit Sardinien. Zum Beispiel, waren sie nun Krieger des ägyptischen Pharaos, oder doch nicht? Oder wie kamen die verschiedenen Steine in die Konstruktion.
Sicher ist, sie bauten die ersten Häuser und Verteidigungsanlagen aus Stein. Die Clans untereinander waren verfeindet aber bei Gefahr von außen war ein großer Zusammenhalt.

Auf unseren Weg der Gegensätze verließen wir die steinernen Pfade der sichtbaren Verfeindungen und begaben uns in die Korallenstadt Algero. Die einstige katalanische Enklave, in der bis zum 15.Jhr nur Katalanen wohnen und arbeiten durften, präsentiert sich heute als modernes und aufgeschlossenes Städtchen.
Hier hat der in Algero geborene und international bekannte Modedesigner Antonio Marras sein Geschäft. Die Inspiration seines außergewöhnlichen Modestils schöpft er durch die verschiedenen Kulturen seiner Heimatinsel Sardinien. Seine Kombinationen aus sardischen Traditionen mit zeitloser Eleganz und dies eingebettet in aufregender Kunst reißt die einstigen Mauern der Feindschaften ein und schlägt eine Brücken zur Versöhnung mit der Welt.

Mit 40.000 Einwohnern ist die Stadt recht überschaubar, aber über den Sommer, mit der 5-fachen Menge an Bewohnern, kann es schon mal eng werden in den schmalen Gassen.
Am Strand, unweit des Sportboothafens wurden Berge von Algen aufgehäuft. Im getrocknet Zustand werden sie später zu Pellets verarbeitet und dann der Energiegewinnung zugeführt. Habt ihr gewußt? Alga bedeutet Müll.
Bei einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt führte uns Fiammetta in die Geheimnisse der Korallenstadt ein. Am Piazza Sventramernto steht der Nougatstand. Die Kirche des Heiligen Michael mit seiner bunten Kuppel, wurde neu renoviert. Der markante Turm am Piazza Sulis erhielt seinen Namen vom sardischen Revolutionär Vittorio Sulis, der im 19. Jahrhundert 22 Jahre hinter diesen 6 m dicken Mauern verbringen musste.
Das Katapult an der Karmelmauer steht in der Bastioni Christoforo Colombo. Im Turm San Giacomo befindet sich heute das Korallenmuseum.
In der Bastioni Marco Polo kann man die 3 sichtbare Stadtmauern aus den 11., dem 14. Und dem 20 Jahrhundert erkennen.
Die Kathedrale „Der unbefleckten Empfängnis“ wird seit 2023 innen restauriert und ist nur eingeschränkt zu besichtigen.
So ein aufregender Spaziergang durch die schmalen Gassen verführte natürlich auch den ein oder anderen zum Probieren eines köstlichen Eises, bevor uns Salvatore zur langersehnten Weinprobe brachte.

Die Nurra ist das größte Anbaugebiet für Wein. Inmitten zweier großer Weingüter haben zwei mutige Damen, Annamaria mit ihrer Mutter, das Weingut Leda d´Ittiri gegründet. Ähnlich wie Asterix und Obelix erkämpften sie sich hartnäckig ihren Platz igegen die übermächtige Konkurrenz und haben mittlerweile einen sehr renommierten Ruf für hochwertige Qualitätsweine auf Sardinien. Während die Großen 25 Millionen Flaschen Wein und mehr pro Jahr produzieren, schafft dieses Weingut lediglich 15.000. Macht aber nichts, denn die Qualität ist entscheidend. Mit 2 Angestellten bewirtschaften Annamaria und ihre Mutter das Gut mit 3,5 Hektar Weinfläche und 9 Hektar Olivenhain.
Bevor wir uns den köstlichen Rebensäften zuwenden durften, wurden wir durch eine Angestellte, Annamaria war heute persönlich nicht anwesend, durch die Weinfelder und den Olivenhain geführt. Dabei erfuhren wir so einige interessante Dinge über Wein und Oliven.
Die erste Weinlese beginnt bereits Ende August mit dem Weißwein Vermentino.
Danach folgt der Rotwein, Merlot und Cannonau.
Die dritte Ernte erfolgt nachdem die Trauben den ersten Frost abbekommen haben und schon fast Rosinen sind. Hier wird der Cannolari geerntet, ein süßer Desertwein.
Auf verstärkter Nachfrage hin stellt das Weingut auch einen Rose her. Dabei wird die Haut der Rotweintrauben für etwa 9 Stunden im Rebensaft belassen, danach abgeschöpft.
Die Oliven, die die Gäste zur Verkostung bekamen, werden nach einem alten Hausrezept eingelegt.
Der Sud besteht aus den Kräutern Wildfenchel und Lorbeer worin die eingeschnittenen Oliven für 4 Monate eingelegt werden.
Komisch nur, dass das Schüsselchen mit den Oliven immer so schnell leer war.
Zum Wein wurde natürlich auch ein kleiner Happen gereicht, bestehend aus mildem Weichkäse, mildem Hartkäse, 2 Scheiben Salami und zum Schluß ein würziger Hartkäse. Dazu das berühmte hauchdünne Pane Canacau und die oben genannten Oliven. Gegessen sollte dies zu den jeweiligen Weinen werden.
Wie immer ist es auf dem Weingut recht griabig und zünftig und vom Vermentino und der Zikade hätte man noch einige Gläschen vertragen können. Deshalb wollte keiner so recht ins Hotel zurückfahren.
Aber das Wetter war gut, die Sonne schien, das Meer lächelte und zwei mutige Damen wagten den Schritt ins kalte Wasser. Respekt den beiden Damen.

Im April ist es auf Sardinien noch etwas frisch um draußen auf der Terrasse zu sitzen.
Der Klavierspieler war auch noch nicht anwesend, sodass man sich mit einem Tänzchen hätte aufwärmen können.
Dafür spielte eine Dame aus unserer Gruppe am Klavier. Leider nicht für alle hörbar.

Der Weg der Farben, Kunst und Wein Wandern an der Vulkanküste und Bosa

Der nächste Morgen wieder strahlender Sonnenschein und ruhige See. Das Meer spülte wie jede Nacht das Seegras an den Strand und täglich entstanden neue Formen. Zwei Füße stapften wie jeden Morgen durch die Algenberge um sich später im Wasser wieder zu finden. Das Meer ist einfach besser als die Dusche.
Frisch und froh gelaunt dann auf zum Frühstück.
Der heutige Tag sollte uns die bunte Welt des sardischen Lebens zeigen. Einsteigen in den Bus und ab auf die Panoramastrasse hinunter nach Bosa. Diese Straße wurde erst in den 1980iger Jahren fertiggestellt. Früher konnte man Bosa nur zu Fuß oder über das Meer mit dem Boot erreichen.
Auf der gut eineinhalbtündigen Fahrt gab es einen wichtigen Stopp an der Wasserquelle um die Wasserflaschen aufzufüllen. Gleichzeitig bot dieser Stopp auch eine herrliche auf die Bucht von Algero.
Sardinien im Frühling. Im April ist es noch etwas zu früh, aber dennoch konnte man die bunte Vielfalt der aufgehenden Blüten sehen. In einigen Wochen wird die Insel in allen Farben leuchten und sie wird aussehen, wie das Gemälde einer Blumenwiese im weiten Ozean.
Die Berghänge übersät mit der hellgelben, orangen und rostbraunen Wolfsmilch, die aussieht wie runde gewölbte Kissen aus 1001 Nacht und zum hinsetzen einluden. Der knallgelbe Ginster mit seinen intensiven grünen Stengeln. Weiße Zistrosenfelder dunkelgrüne wilde Birnen, dazwischen immer wieder der gelbe Wildfenchel und der hellgrüne bis graue Mittelmeervermut. Kornwucherblumen verwandelten ganze Flächen in ein gelbes Meer. Einen spannenden Kontrast zu all der Blütenpracht bildete das hellgrüne bis dunkelrote Basaltgestein.
Bis etwa Juni wird es hier noch etwas regnen und die Natur mit lebenspendendem Nass versorgen, danach müssen sie bis zum Herbst ohne auskommen. Da braucht es schon eine Überlebensstrategie um auf einer Erde gedeihen die aus einer Mischung aus Kalk und vulkanischem Gestein besteht.

Die Sarden sind Meister in der Verwertung und Veredelung von Kräutern. Eine Spezialiät ist die Wildfenchelsuppe.
Das Rezept für die Kochprofis unter euch.
Sud: Wasser, Wildfenchel und Salz für 30min kochen lassen.
• Trockenes Brot und Schafskäse in Lagen in einen Topf schichten.
• Die Schicht mit dem Sud bedecken, dann die nächste Lage Bort und Käse.
• Schicht für Schicht bis die gewünsche Menge erreicht ist, bzw der Topf gefüllt ist. Dazwischen immer den Sud.
• Den Auflauf für ca. 1 Stunde um Ofen backen
Servieren und guten Appetit.

Während wir so dahinfuhren, ließ Fiammetta über das Mikrofon den Musiktitel „Unter Geiern“ abspielen. Und tatsächlich, ein einsamer Gänsegeier zog seine Kreise. Leider war nur einer zu sehen, der da erhaben und majestätisch seine Kreise über unseren Bus zog.
30 Gänsegeier soll es mittlerweile wieder auf der Insel geben. Nachdem sie ausgestorben waren, brachte man sie aus Spanien wieder hierher.

Wir erreichten unseren Ausgangspunkt, den Parkplatz Casa del Vento. Nach einem leichten Anstieg durch blühnede Maccia eröffnete sich uns ein atemberaubender auf die tosenden Wellen des Meeres, die sich in einer spektakulären und zugleich befremdlichen Landschaft verloren. Wie ein ferner, unwirklicher Planet wirkte dieses Fleckchen Erde. 30 Millionen Jahre alt, feiner weißer Lavatuffgestein. Schroffe Felsenformationen, durchzogen mit unzähligen Löchern und Auswaschungen. Gigantische Löcher, entstanden aus explodierenden Gasblasen wurden noch im Mittelalter als Grabkammern oder Behausungen benutzt.
Die Einschlüsse von Mineralien des im Volksmund genannten Trachyt, werden hier von einheimischen Künstlern und Bildhauern gesammelt und zu wahren Kunstwerken verarbeitet.
Wir verlassen den unwirklichen Ort und steigen hinauf zum Silberturm, Torre de Argentino. Den Namen bekam er, weil er bei Sonnenuntergang silbern schimmert. Eine kurze Rast am ehemaligen Verteidigungsturm versetzte uns ein bißchen zurück in die Vergangenheit. Der Wind wehte kräftig und so mancher Blick schweifte über das weite Meer, wie in jener Zeit, als die Turmwächter Ausschau nach herannahenden Feinden hielten.

Jetzt wurde der Weg etwas anspruchsvoller. Ein bißchen kraxeln in den Felsen, durch meterhohes Macchiadickicht streifen, schmale Pfade und teils unwegsames Gelände. Die Wanderer nahmens gelassen, wenn man auch so manchen Kratzer durch die Dornen abbekam. Den Humor und die Freude an der Wanderung verlor man deshalb nicht.

Heute hatten wir den Weg der Farben. Nach den Farben der Natur kamen die Farben der Steine.
Den nächsten Aufenthalt gab es in der Stadt Bosa am längsten Fluß Sardiniens gelegen. Früher war Bosa, durch den schiffbaren Fluss Temo, ein wichtiger Handelsort. Ein Schildbürgerstreich läutete den Untergang Bosas als Handelsstadt ein, indem man riesige Steine in der Flußmündung versenkte, um Piraten und Feinde fernzuhalten. So kamen aber auch die ehrbaren Händler nicht mehr in die Stadt und der Ort verlor an Bedeutung.
Um die finanzielle Lage der Stadt wieder aufzubessern musste der Ort attraktiver und anziehender gestaltet werden. So beschloss einer der Bürgermeister dass man die Häuser einfach bunt anmalen sollte. Jeder Bewohner so wie er es wollte. Der farbenprächtige Ort unterhalb des Burg Serravalle ist somit weithin sichtbar uns wirkt wie ein Gemälde in der Landschaft.

Nicht über sieben, aber über drei Brücken, kann man die Altstadt erreichen. Wir entschieden uns über die alte Steinbrücke in die Stadt zu laufen. Ein kurzer Besuch in der Kathedrale Immacolata Concezione, der unbefleckten Empfängnis, ist unbedingt empfehlenswert.
An manchen Häusern sah man noch Zahlen und den Aufdruck DDT. 10 Jahre lang wurden bis 1960 alle Häuser mit DDT besprüht um die Malariamücken auszurotten. Der Aufdruck an der Hauswand war die Markierung, bzw das Datum, wann das Haus desinfiziert wurde.
Während der Freizeit konnte man eigene Unternehmungen machen, oder zum Mittagessen in einer der unzähligen Restaurants am Hauptplatz gehen.

Danach führte uns Fiammetta bei einem kleinen Stadtspaziergang in die verwinkelten Hinterhöfe von Bosa und zu den heimeligen Plätzchen. Wir sahen das schmale Haus mit den 2 alten Schwestern, die sich mit weit über 90 Jahren noch selbst versorgen, oder das grüne Haus das den Fortschritt einer eigenen Toilette hatte. Der wunderbar Innenhof, der vielleicht etwas kitschig gestaltet war, mit Puppen, Blumen und steinernen Bänken. aber sehr liebenswert und einladend.
Man sah auch die vielen zum Verkauf stehenden Häuser was zeigt, dass der Ort immer menschenleerer wird.

Nach dem Augenschmaus an Farben wendeten wir uns einer Kunst zu, die mehr der Innenanwendung dient. Die Kunst Weintrauben goldgelb zu veredeln.
In der Azienda Columbu, frei übersetzt „Taubenschlag“, konnten wir das „Gold der Natur“ verkosten.
Das Weingut stellt auf 320ha ausschließlich Malvasiaweine her. Die Weinlese muss an einem Tag beendet sein.
Ursprünglich wurde die Malvasiatraube aus Griechenland im Mittelalter durch die Spanier importiert. Hier in Bosa hat die Traube überlebt, bedingt durch das spezielle Mikroklima. Malvasia di Bosa ist eine geschützte Marke. Chemikalien zum Schutze der Trauben werden nicht benötigt, denn der Mistral bringt salzhaltige Luft ins Land und die feinen Salzkristalle setzen sich auf den Trauben ab und bilden eine Schutzschicht und sorgen so für die Gesundheit des Weines.
2 Weinsorten, den jungen Malvasia und den Riserva, stellt das Weingut her. Beiden gemeinsam ist die lange Reifezeit der Trauben und bis zur Ernte ziemlich braun werden. Beide durften wir verkosten, wobei der Riserva eher ein Desertwein ist, aber nicht so süß.
Eine lange Tradition ist es, dass jede Familie bei der Geburt eines Kindes für das Kind eine Flasche Malvasia bekommt. Diese gehört dem Kind und er oder sie wird ihn später irgendwann zu speziellen Ereignissen öffnen. Zum Beispiel Schulabschluss, Hochzeit,etc.

Wer mit offenen Augen durch Bosa gegangen ist, konnte weitere typisch sardische Kunst entdecken.
Zum Beispiel die Häkelkunst, Spitzen aus Bosa, ganz berühmt. Ein altes Mütterchen sitzt versteckt im Gang ihres Hauses und häkelt mit akribischer Feinheit ihre eigenen Kunstwerke.
Bis zu einem Monat kann es dauern, nur das Netz herzustellen auf dem dann später gehäkelt wird. Das feine Netz ist geknotet wie ein Fischernetz.
Symbole und alteingesessene Dekore aus den verschiedenen Kulturen die auf Sardinien lebten, werden hier verwendet.
Genauso verhält es sich bei den bunten Kleidern und Trachten. Farben und Stile variiren von Ort zu Ort und sind dennoch Ausdruck einer einzigen Seele, eines Stolzes, einer Identität eines alten Volkes auf einer faszinierenden Insel.
Gefärbt werden die Stoffe mit bloßen Händen mit Kräutern aus der Natur. Sarfan zum Beispiel für das Gelb der Seidentücher und Indigo für das typische Blau in Bosa.

Auf dem Rückweg zum Bus wurden wir mit einer Kunst der dunklen Seite Sardiniens konfrontiert. Sozusagen als Mahnmal, aber leider immer noch hochaktuell, wie uns Fiammetta erklärte.
Rote Damenschuhe auf der Straßenmauer. Das Kunstwerk, am Weltfrauentag, am 8 März aufgestellt, erinnert an die vielen toten Frauen, die in häuslicher Gewalt durch ihre Ehemänner oder anderen Familienmitglieder ermordet wurden. Bis 200 Tote jährlich, eine erschreckende Bilanz. Meist Morde aus Eifersucht, begonnen im Teenageralter bis hinauf zur Greisin mit 70 und 80 Jahren und durch alle sozialen Schichten, egal ob in armen Verhältnissen lebend oder zu den oberen Zehntausend gehörend.
Die Kriminalität an sich ist in Sardinien heutzutage nicht sehr hoch. Von etwa 1960 bis etwa 1990, gab es noch vermehrt Blutrache und Entführungen, aber keine Mafia.
Mafia deshalb nicht, weil sie von ihren Mitgliedern höchste Disziplin und Loyalität verlangt und Sarden erfüllen das nicht.
Liegt wohl in der Natur der Sarden, denn im Mittelalter beschrieben die Spanier das Inselvölkchen mit Pocos, locos e mal unidos – wenige, verrückte und ohne Zusammenhalt.
Entführung von Menschen gab es auf Sardinien bis 1990. Als man damals ein Kind entführte, war Schluss mit lustig. Kindesentführungen duldeten die Sarden auf keinen Fall.

Viele Eindrücke begleiteten uns heute auf den Weg der Farben und der Kunst, sodass die Rückfahrt zum Hotel ruhig verlief und einige mit geschlossenen Augen, die Eindrücke verarbeiteten.
Wer wollte konnte noch ein Bad im Meer nehmen, bevor das Abendessen gereicht wurde. In geselliger Runde sprach man noch von den Erlebnissen des Tages und begab sich dann zur seligen Nachtruhe.

Bereits gestern hatte uns Fiammetta schon mit dem Lied der Bergvagabunden auf die heutige Wanderung eingestellt.
Während der langen Anreise nach Valliccola, mit eineinhalb Stunden Anfahrt erzählte Sie uns einiges Wissenswertes über die Insel.
Zum Beispiel über das größte Weingut Sella e Mosca. Einst waren am Capo Cacca ein Ingenieur und ein Rechtsanwalt aus Piemaont gemeinsam auf der Jagd, als sie dieses Gebiet Sardiniens als Weinanbaugebiet entdeckten. Heute werden auf 503 ha fünf Millionen Flaschen pro Jahr produziert.
Oder dass all die Feigenkakteen aus Südamerika eingeführt wurden, als Sardinien unter Spanien war.
Dass der Ort San Slavatore einst die Filmkulisse der Spaghettiwestern mit Bud Spender und Terence Hill war.
Dass Sassari, das auch Klein Jerusalem genannt wird, auf einem Kalksteinhügel gebaut wurde und bis Mitte der 1990iger Jahre unten an der Autobahn eine Betonfabrik existierte, die heute dem Verfall preisgegeben ist.
Dass sardische Schafwolle zu rauh ist für Textilien, sie wird verwendet für Matratzen.
Teppiche, Isoliermaterial, etc
Wir verließen das vulkanische Gebiet Logudoro und die Vegetation ging über in das grüne Sardinien, mit Pinien-, Kiefern- und Korkeichenwäldern. Salvatore steuerte seinen Bus die letzten Serpentinen hinauf zum Parkplatz Valliccola, wo jeder noch genügend Zeit hatte, einen Kaffee zu trinken, oder das WC aufzusuchen.
So war auch unser Weg hinauf zu den Limabargipfeln gesäumt mit Pinien – und Kiefernwälder. Ein herrlicher Weg mit viel Schatten. Gegenverkehr gab es auch, Downhill-Mountainbiker ließen ihre Räder mal über Stock, Stein und Wurzeln laufen.
Die korsische Pfingstrose wurde entdeckt und so manch ganz kleine versteckte Blumen konnte man unter dem saftigen Grün erkennen. Oftmals wurden die verschiedenen Pflanzenapps benutzt zur Identifizierung von dem, was man da eigentlich sah.
Der Wald lichtete sich und plötzlich befand man sich zwischen den Granitsteinen. Bizarre Steinformationen aus Granit verschönerten so manches Fotomotiv. Und wer sehr aufmerksam war, konnte den geheimnisvollen Reiter erkennen, der uns beobachtete. Ich nenne ihn mal König Enzio, der im 13. Jahrhundert König von Sardinien war.
Der Ausblick, sagenhaft. Die Felsenküste von Korsika mit dem Ort San Bartolomä war deutlich zu sehen und zum Greifen nahe.
Weiter östlich erkannte man den künstlich angelegten Stausee Lago di Liscia zur Wasserversorgung des ehemaligen Hirtendorfes Arzachena, das durch den reichen Aga Khan in den 1960iger Jahren zur modernen Stadt avanzierte.
die Gipfeln der Limbaraberge sind übersät Antennen aller möglicher Radio- und TV-Sender. Die Radarstation der USAF aus 1966 allerdings ist seit 1993 verlassen, da der Troposphärenfunk wurde durch moderne Satelitenkommunikation ersetzt wurde..
Aber die 6 Parabolantennen sind noch sichtbar, die nach Westen, Norden und Osten zeigten. Die Nordweisenden hatten sogar mit Deutschland Verbindung, zur Zugspitze und nach Feldberg im Schwarzwald.
Unser Rundweg endete wieder am Parkplatz in Vallicciola. An der Bar La Baida wurde für uns ein Picknick vorbereitet mit sardischen Spezialitäten. Neben Käse, Salami, Schinken und Brot war etwas ganz Besonders die Eselswurst.

Noch ist der Tag nicht zu Ende und uns stand noch eine Ortsbesichtigung in Tempio di Pausania bevor. Auf der Fahrt dorthin spielte uns Fiammetta über Mikrofon ein Lied der berühmten Canto a Tenore vor. Der 4 stimmige Männergesang besteht aus unterschiedlichen Lagen: dem Bassu, dem Contra (etwa Bariton), Mesu Oche (Alt) und dem Vorsänger Oche.
Die Ursprünge dieses uralten Gesanges liegen tausende von Jahren zurück. Die Schäfer lebten mit ihren Tieren ein halbes Jahr auf ihren Weiden und hatten keine Möglichkeit, Musik zu hören oder zu spielen. Die Launeddas waren noch nicht erfunden, die gibt es erst seit etwa 3000 Jahren. Und weil sie keine Instrumente hatten, haben sie mit ihren Stimmen ein Orchester gebildet um gemeinsam zu singen oder zu tanzen. Canto a Tenore al Bitti sind eine erfolgreiche Gesangsgruppe.

Tempio bedeutet Tempel. Der Ort war eine ehemalige römische Station mit einer eigener Sprache. Folgendes Beispiel:
Esel= Aino in Tempio
Esel= Burrico in Südsardinien
Esel = Pulito, von Pula, was Korn bedeutet, also - der Esel der das Korn mahlt
Esel = Mulito, von Mulo, was Mühle bedeutet - der Esel der den Mühlstein antreibt.
Das Wort Cäsar heißt auf sardisch Käsar, was den Begriff Kaiser in sich trägt.
Käse auf sardisch heißt Käsu, im italienischen Formaggio.
Während der Wanderung in den Höhen des Limabaramassivs hat sich eine Dame aufs Versehen auf ihre Brille gesetzt und das Brillenglas rutsche aus der Fassung.
Es war zwar heute Sonntag, aber beim Spaziergang durch Tempio war die Apotheke offen, und dort verkaufte man neben den üblichen Medikamenten auch Brillen.
Fragen kostet nichts und mehr wie Nein sagen geht auch nicht….so kann man ja mal fragen, ob die Möglichekit der Brillenreperatur besteht. Dies wurde bejaht. Also schnell zurück zum Bus und die Brille holen und ab in die Apotheke zur Reperatur.
Klappte leider nicht wie gewünscht, da man jetzt erst festgestellt hat, dass auch der Rahmen Schaden genommen hat. Der Apotheker jedoch war schlau und versuchte das Problem mit einer seiner Brillen zu lösen. Für 15€ den Rahmen kaufen und das Glas einsetzen. Leider gab es keinen Passenden Rahmen, immer fehlten nur 100/tel Millimeter zur genauen Passform. Der Versuch war es auf jedenfall wert.
Unser kleiner Rundgang durch den ehemaligen Luftkurort im Herzen der Gallura führte uns über den Palazzo Municipale zur Kathedrale den Heiligen Petrus. Ihr gegenüber die aragonesich-gotische Fassade von Oratorio del Rosaro aus dem 14/15.Jhr. Über den schmalen Gassen hingen jede Menge Schilder mit einer Aufschrift. Hier müsste man italienisch verstehen können, bzw. sardisch. Denn die sardische Sprache unterscheidet sich sehr vom italienischen. So ungefähr wie Deutsch zu Plattdeutsch.
Eindrucksvoll auch der Parco delle Rimembraze im Herzen der Stadt. Jede einzelne Steineiche im Park ist einem gefallenen Soldaten aus Tempio gewidmet.
Erwähenswert ist auch noch der Bahnhof von Tempio. Emilio Oliveri entwarf diesen Bahnhof mit seine fünf Ausgängen zu den Gleisen hin. Der Bahnhof war geschlossen und die milchig weißen Holzfenster waren mit Holzbrettern abgedeckt, sodass kein Blick ins Innere möglich war.
Die alten Triebwagen samt Waggons und der Trenino Verde, der „Grünen Zug“ standen stumm auf den verrosteten Gleisen, die langsam von der Natur bedeckt werden.
Der „Grüne Zug“ wäre eigentlich die Touristenattraktion und sollte zwischen Tempio und Sassari verkehren. Wann er qwieder fährt ist ungewiss.
Tempio war früher ein Luftkurort. Damals dachten die Leute, Malaria wäre eine Luftkrankheit.
Deshalb auch der Name Malaria. Mal=schlecht und aria=Luft, also schlechte Luft.
An die Übertragung durch Mücken dachte man damals noch nicht.
Oben in den Bergen bei Tempio gab es kein sumpfiges Gebiet und somit gab es auch keine Malariamücken. So wurdeTempio als Kurort für Malaria anerkannt.

Der Weg der Berge ging langsam dem Ende entgegen. Auf der Rückfahrt zum Hotel schliefen die meisten Leute im Bus. Kurz vor Ankunft verabschiedete sich Fiammetta mit dem Lied Volare, natürlich live gesungen. Morgen kommt Carlo.

Grenzweg, Wanderung in der Nurra

Die heutige Wanderung führt uns an die Grenzen der begehbaren Wege, die einerseits von den Küsten und andererseits von den Blei- und Zinkminen gebildet werden, in denen früher ein Großteil der sardischen Männer zur Arbeit verschwand

Der Tag versprach spannend zu werden. Der Tag begann mit Wolken und Wind. Dennoch sollte die tägliche Erfrischung im Meer erfolgen bevor man sich dem reichhaltigen Frühstückbuffett widmete.
Noch kurz nach Fertilio, denn die Wasservorräte waren ausgetrunken. Manche brauchten eine Apotheke für Halsschmerzen und für Damenhygiene.
Eine Stunde Fahrt bis nach La Pedrioa, unserem Ausgangspunkt der heutigen Wanderung.
Das Gebiet von Alghero hinauf in den Nordwesten der Insel nennt sich Nurra. Und dieser Name stammt von den Nuraghern. Sie waren zwar überall auf der Insel verteilt, die größte Population aber lebte hier im Nordwesten. Und ihre Kultur ist die Kultur Sardiniens.
Zunächst ging es über blühende Wiesen und durch mannshohes Macchiagewächs auf schmalen Pfad einem Berg hinunter Richtung Meer. Hier gibt es keine Wacholdersträucher mehr, wie wir sie kennen, hier wachsen Wacholderbäume mit meterlangem Stammumfang. Einige heißt es, wären schon 1000 Jahre alt. Blickt man zurück, den Berghang hinauf leuchteten riesige Flächen mit bunter Wolfsmilch. Hellgelbe, orange und rostbraune Kissen, in denen man sich am liebsten hineinkuscheln möchte.
Der Weg wird schmaler. Wir erreichen den Grad. Auf teilweise dem nur wenigen zentimetern breite Pfad erfuhren wir die Grenzen des menschlichen Machbarkeit. Rechts der steile abfallende Hang hinunter zum Meer und links der steil aufsteigende Gebirgshang. So mancher brauchte hier Hilfe und war sich nicht mehr so sicher, alles schaffen zu können. Wäre da nicht unsere Gruppe gewesen und der Zusammenhalt darin. An dieser Stelle sei ein großes Dankeschön an alle die mitgeholfen haben, dass diese Tour für jeden ein unvergessliches Erlebnis wurde. Denkt daran, als wir auf den breiten Weg gekommen sind, wir die Pause machten und alle im Herzen froh waren, diese gigantische Natur, die so wild, verwegen, ursprünglich war, heil und gesund bezwungen zu haben.
Erinnert euch an das faszinierende Schauspiel der Wellen.
Der Mistral wehte mit 15kn, ca 30km/h, türmte die Wellen meterhoch auf und ließ sie gegen die Felsen krachen. Langgezogene Wellen verliefen sich rauschend in schäumender weißer Gischt im feinen Sandstrand.
Millionen von toten Segelquallen wurden an Land gespült und ließen den Strand violett und blau erstrahlen. Ein Zeichen der Vergänglichkeit und der Wiedergeburt.
An den Berghängen beugten sich die Pfanzen und Bäume der Gewalt des Windes. Das gigantische Schauspiel der Natur erinnerte mich an die Schöpfungsgeschichte, als Geist Gottes noch über dem Meer schwebte und er Wasser vom Wasser trennte und das Land erschuf. So ähnlich muss diese Urgewalt mit ständigem Donnern und Rauschen geklungen haben, als sich das Land aus dem Meer erhob, als sich die erste Vegetation einpflanzte und die Tiere das Land bevölkerten. Und wir gingen mitten durch und waren Teil dieser Schöpfung.
Wir alle waren begeistert von dieser atemberaubenden Wanderung.

Wir hatten noch Zeit, so beschlossen wir die ehemalige Bergwerksstadt Argentiera zu besuchen. Heute gleicht dieses einst reiche Bergbaudorf einer Geisterstadt. Stillgelegte Schächte und die Ruinen der einst mächtigen Verarbeitungshütten sind stumme Zeugen jener „goldener“ oder besser gesagt jenes „Silbernen Zeitalters“. Die Silbererzminen wurden bis in die 1960iger Jahre betrieben. Es ist heute beeindrucken, wenn man durch den Ort schlendert hinunter ans Meer und sieht die fantastischen Formationen an den schwarzen Glimmerschieferfelsen, die die stetige Brandung des Meeres verursachte. Herausgewaschenes Quarzgestein durchzieht die Felsen wie pulsierende Adern mit Lebenssaft gefüllt.
Mitten im Ort auf der Piazza befindet sich ein kleines schwarzes Holzhäuschen, das sich als eine Art Museum herausstellte, wo die Geschichte des Bergbaus und die Pläne der Stollen eindrucksvoll beschrieben werden.
Das Meer spülte gigantische Wellen an den Strand und um spektakuläre Aufnahmen zu erhalten, konnte man schon mal nasse Füße bekommen, wenn man die Wellen unterschätzt hatte.
Etwas außerhalb der Stadt befand sich der Friedhof. Durchaus ein Besuch wert, denn er befindet direkt oberhalb des Meeres. Hier findet man neben normalen Gräbern eine Vielzahl von riesigen Familiengruften, teilweise sogar mit eigener Kapelle.
Noch eine Überraschung sollte unserer Gruppe beschert werden. Aber zuerst eine kleine Kaffeepause an der Bar Sa Sevada zum Munterwerden.
Salvatore fuhr uns hinüber nach Capo Cacca zum Aussichtpunkt La Foradada, „das Loch“ genannt.
Ein grandioser Ausblick hinüber zur Insel Foradada, während einige hundert Meter tiefer unter deinen Füßen die weißen Wellen an den Felsen schlagen auf dem du stehst.
Auf der anderen Seite ging der Blick hinüber zum Punta Giglio, dem Ort der ersten Wanderung und hinein in die Bucht von Porto Conte, einst die berüchtigste Bucht Sardiniens. Unzählige Seeschlachten wurde hier geschlagen. Die Bucht war bekannt unter Seeräubern und Piraten. Handelsschiffe, beladen mit Silbererz aus Argentiera und anderer wertvoller Fracht lichteten hier ihre Anker und fuhren gen Spanien. Ein lohnendes Ziel also für die Freibeuter. Heute sehen nur noch Taucher die Reste der der Schlachten am Meeresgrund.
Die Bucht selbst war schon sehr früh besiedelt, Zeugen sind noch die Überreste eines römischen Dorfes und der Name Villa Romana.
Capo Caccia heißt, das Kap der Jagd. Hier gibt es unzählige Hirsche und Rehe. Einige Rudeln konnten wir vom Bus aus auf unserer Rückfahrt zum Hotel sehen. Meist sind sie gegenüber der Villa Romana auf dem freien Feld zu sehen.

Der Weg der Herren ... Isola Rosso und Castelsardo

Der heutige Tag bildete die Fortsetzung des gestrigen Tages.
Gestern wurden wir durch die Naturgewalten an den Schöpfer allen Seins erinnert. Im christlichen Glauben, und Sardinien ist total christlich, Gott genannt, oder Herr.
Und Isola Rossa war der Brückenschlag hinüber zu den neuen Herren von Sardinen.

In der Nacht hatte es geregnet. Das Wetter heute bescherte uns viele Wolken. Mit unverminderter Stärke wehte der Mistral aus Nordwesten und schob die Wolken vor die Sonne. Schade, gerade für Isola Rossa brauchte man schönes Wetter, damit die Felsen in leuchtendem Rot erstrahlen.
Salvatore musste heute auch noch frei machen, sonst würde er seine wöchentliche Arbeitszeit überschreiten. Dafür fuhr uns heute Nino.
In Isola Rossa angekommen, gab es zuerst einmal eine Kaffee- und WC-Pause. Mancher genehmigte sich auch einen leckeren Eisbecher.

Die Wanderung begann zunächst harmlos über eine Viehweide hinunter zum Strand, am Meer entlang, etwas bergauf und hinein in einen mächtigen Pinienwald. Dahinter das tosende Meer und der Strand von Calarossa. Fotografen warteten darauf, dass sich die perfekte Welle an den roten Granitfelsen mit ihren bizarren Formen brach. Leider geschah dies meistens dann, wenn man gerade abgelenkt war, oder sich die Kamera am Handy ausgeschaltet hatte. Naja, musste man die Szenen eben im Kopf abspeichern.
Der Strand hat vor Kurzem ein Geheimnis preisgegeben. Entdecker war ein gewisser Herr Diego Crippa. Hier musste sich einst der antike Hafen von Isola Rossa befunden haben, denn man entdeckte hier eine alte Wasserquelle der Seeleute des antiken Hafens.
In der faszinierende Felsformationen aus rotem Granit, wurde von der Gruppe wieder Hilfsbereitschaft und Teamwork abverlangt beim Erklimmen der Felsen. Die Aussicht oben vom Punta li Canneddi hinüber nach Korsika war getrübt, aber die Kontraste zwischen türkisblauem Meer, roten Felsen und dazwischen immer wieder mal grüne Feigenkakteen und Zwergpalmen waren schon einmalig. Für Sekunden kam manchmal die Sonne durch die Wolken und ließ die Natur erstrahlen und die Felsen leuchteten.
Auf dem Rückweg begleiteten uns mannshohe Wacholdersträucher, blühende Wiesen, Zistrosen und der Currygeruch der Strohblumen.
Am Ende der Wanderung gab es einen großen Applaus für Carlo für seine schöne Wanderung. Ein gelungener Brückenschlag hinüber zu den weltlichen Herren die der Insel die verschiedenen Kultur aufzwangen.

Auf der Fahrt nach Castelsardo durchquerten, oder besser gesagt überquerten wir Valledoria mit seinem Fluss Coghinas.
Der Name Coghinas bedeutet Küche und deutet auf ein sehr fruchtbares Land hin. Ganz Europa wird von hier aus im November bis April mit Artischocken und im Sommer mit Melonen und Tomaten versorgt.
Die Weiden hier sind für die Schafe besser als anderswo auf Sardinien. Und der Peccorinokäse schmeckt hier wie er schmecken soll, nach Schafmilch.
Die genuesische Herrscherfamilie der Doria war Namensgeber für diese Gegend. Sie beherrschten im Mittelalter diesen nördlichen Teil Sardiniens und bauten auf einem Hügel in der Nähe eine Burg. Von dort aus überblickten sie das große Tal des Flusses Coghinas und nannten es Valledoria.

Kurz vor Castelsardo der Stopp schlechthin für alle Sardinientouristen. Der berühmte
Elefantenfelsen mit den Domus de Janas, den Grabkammern oder das Haus der Feen. Wenn man den nicht gesehen hat, war man nicht auf Sardinien, heißt es.
Der Felsen aus Vulkangestein liegt direkt an der Hauptstrasse. Es wird vermutet, dass er sein heutiges Aussehen dadurch erhielt, weil in der Vergangenheit der Felsen für Grabkammern ausgehöhlt wurde und er dabei an Stabilität verloren hat, als die Straße gebaut wurde.

Castelsardo, die Stadt aus dem Mittelalter, zählt zu den schönsten Orten Italiens. Der ursprüngliche Kern wurde um die Burg gebaut und von einer Stadtmauer umschlossen.
Die reiche Geschichte der Stadt geht zurück bis Anfang des 12. Jahrhunderts, als die Herren aus Genua, die Dorias, die Burg bauen ließen. Jahrhunderte lang blieb sie unbezwingbar, bis Mitte des 15. Jahrhunderts das Haus Aragon die Burg eroberte und sie in Castel Aragonese umbenannte.
Mitte des 18. Jahrhunderts kam die Herrschaft des Hauses Savoyen und der Ort erhielt den heutigen Namen Castelsardo.
Die Sonne schien auf unserer kleinen Altstadtwanderung oben am Castel.
Herrlich der Ausblick hinüber nach Valledoria und am Horizont leuchteten jetzt die roten Felsen von Isola Rossa.
Tauben und Möwen saßen auf der Stadtmauer und beobachteten akribisch das gesellige Treiben der Touristen in ihrer Stadt. Wir schlenderten gemütlich durch die engen Gassen, vorbei am Palazzo La Loggia, der seit 1111 Sitz der Gemeindeverwaltung ist.
Die Kathedrale Sant’Antonio Abate, ist dem Heiligen Antonius dem Großen geweiht, einem ägyptischer Mönch und Einsiedler, der von 251 bis 356 n.Chr. gelebt hat und als Stammvater der Mönche gilt.
Der Glockenturm der Kirche, im 14. Jhr. als Leuchtturm errichtet, ist freistehend. Auffällig seine Kuppel aus farbig bemalten zinnglasierter italienischer Keramik des 15. und 16. Jahrhunderts.
Die einschiffige Kirche aus Lavasteinen besitzt fünf Seitenkapellen. Ich hatte das schöne Erlebnis in der Kathedrale den Schluss eines Gottesdienstes miterleben zu dürfen. Eindrucksvoll der Schlussgesang der Messe.
Castelsardo ist neben den Orten San Vero Milis und Sinnai bekannt für seine Flechtkunst aus Binsen, Weizen und Zwergpalmen. Während man im Landesinneren, wie in Bosa, Flussio, Montresta, Ollolai und Sennori den Affodill als Rohstoff verwendet.
Noch ist keine Saison, denn in den schmalen Gassen, zwischen den Restaurants und Kneipen findet sich immer wieder eine Familie die bei geöffneten Türen Körbe in allen Größen flechten mit den typischen sardischen Mustern und Farben.

Die Rückfahrt zum Hotel verlief sehr entspannt und einige schliefen im Bus.
Der Strand von Platamona erstreckte sich vor uns. Der bis zu 30m breite und längste Strand Sardiniens erstreckt sich von Porto Torres bis Castelsardo auf etwa 15 Kilometer. Er ist öffentlich und auf Grund der Weitläufigkeit findet hier jeder seinen Platz.

Zwei lustige Ankedoten noch beim Abendessen, das die Bauchmuskeln anspannte. Zwei ältere Damen, nicht verwandt und nicht verschwägert, unterhielten sich über das soeben servierte Essen, wobei die Ältere etwas lustlos in ihren Teller schaute und noch unschlüssig war, ob sie es essen soll oder nicht. Daraus entwickelte sich eine Mutter-Kind-Geschichte, wobei hier die Ältere das Kind war, wie es in allen Familien vorkommt, wenn das Kind die Hauptspeise nicht essen will, sondern nur die Nachspeise.
Von der Jüngsten Dame am Tisch kam die Frage in die Runde: „ Was bedeuetet die Schnur in der Dusche?...einstimmige Antwort „der Notruf, da sollte einer kommen, wenn man daran zieht“.
Die Antwort der Dame: „Ich dachte, das wäre die Lüftung im Bad, Ich hab 25 mal gezogen und es kam keiner“.
Die Antwort aus der Runde: „Du sollst ja nur 1x ziehen, bei 25x denken die, ihr kann es nicht so schlecht gehen. Wenn sie 25x ziehen kann, da braucht sie keine Hilfe.
Darauf die Dame: „Ich probiers morgen früh nochmal aus“
Das Contra der Runde: „Nicht morgen früh, da ist das Zimmer leer, du bist nicht da, du bist ja auf der Wanderung, wenn dann heute Abend nochmal probieren.

Der Weg der Natur ... In der sardischen Auvergne

Die heutige Wanderung zeigte uns den Beginn des Frühlings. Das Erwachen der Pflanzen und Blumen zum Leben in jungfräulicher, unberührter Natur. Es zeigte uns aber auch den Kampf des Einzelnen ums Überleben und die Vergänglichkeit.

Der letzte Tag. Noch einmal sollte es ein Höhepunkt werden. Die Temperaturen zum Wandern sehr angenehm. Man kündigte uns eine Straßensperre an, das hieß, eventuell ein paar Schritte mehr gehen als geplant.
Zwischen Ittiri und Thiesi liegt das ländlich geprägte und bergige Gebiet mit ausgedehnten Wäldern und ruhenden Vulkanen, weit weg vom Meer. Die Ruine einer einsamen Nuraghe grüßte uns vom Berggipfel dann kam die Baustelle mit Teerarbeiten. Gut, dass sie einspurig von beiden Seiten befahrbar war, so konnten wir bis an unsere Ausstiegstelle vorfahren. Und wenn wir 3 Stunden später wieder abgeholt werden, ist die Straße bereits geteert.
Sardinien ist Wildnis pur, da ist die Landschaft ursprünglich und Wege oft gar nicht sichtbar. Wer hier wandert muss wissen, dass er auf sich allein gestellt ist.
Das Land ist jedem zugänglich und man kann sich noch oft ohne Einschränkungen bewegen. Allerdings ist der Wandertourismus hier auch ausgeprägt und so mancher Fremde hat vergessen, wie man sich auf privatem Grund befindet.
Wegen solcher Pecora nera – „Schwarze Schafe“ liest man immer öfter auf den Schildern an den Weidezäunen, dass ein unerlaubter Durchgang verboten ist.
Hüterhunde waren die Ersten die uns auf unserem Weg hinauf in die Schafweide mit lautem Gebell begrüßten. In der Ferne hörte man die Glocken der Schafe.

Gemächlich schritten wir durch sattes Grün. Im April ist es etwas zu früh, die Vegetation steht noch nicht in voller Blütenpracht, nur der Affodill blühte schon rosa. Den aufmerksamen Augen unserer Gruppe entging aber nur selten die ein oder andere farbenprächtige Blüte, die sich ihren Weg, durch das dichte Gras hin ins Sonnenlicht, zuerst erkämpfen musste.
Die Viehweiden verließen wir indem wir alle über eine ‚Steinmauer klettern mussten und gelangten in einen dichten Steineichenwald. In der Gruppe war eine Dame mit 84. Erstaunlich wie gelenkig und fit sie so manches Hindernis bezwang und sichtlich Spaß an solchen Herausforderungen hatte.
Die riesigen Äste, die bizarren Formen der Bäume, darunter Farne und Dornengestrüpp, ließen eher vermuten, man befand sich in einem Urwald.
Wieder galt es eine Steinmauer zu überwinden. Diese Mauern bilden die Grenzen der einzelnen Weiden.
Umgeben von Basalt- und Trachytgestein erreichten wir die Hochebene des Monte Dorro. Ein grandioser Ausblick eröffnete sich uns hinunter in das Tal und auf die umliegenden Tafelberge. Ein einsamer Bauernhof in der unendlichen Weite einer wilden Natur, weitab jeder Zivilisation. Hier muss man kämpfen um zu überleben. Der Wind wehte und er trug unsere Gedanken weit weit fort.

Uns gegenüber der Monte Guerra, der „Kriegsberg“. Auf dem Gipfel trutzt eine alte Nuraghe aus jener Zeit und die mächtige Korkeiche darunter könnte viel Geschichten erzählen. Darunter waren zahlreiche Feengräber zu sehen mit deutlichen Spuren der Benutzung. Die Wände geschwärzt vom Rauch der Lagerfeuer, die hier einst brannten.
Auf unserem Rundweg wieder zurück zum Ausgangspunkt entdeckte so manches geübte Auge wilde Orchideen in verschiedenen Farben, die natürlich fotografisch festgehalten werden mussten.
Spannender war allerdings die intensive Pferdebegegnung. Zwei wunderschöne Pferde hatten uns erspäht. Ihr Überlebenssinn sagte ihnen, Wanderer mit Rucksäcken haben sicher was Essbares dabei. Sie kamen uns näher. Anfangs noch etwas scheu, später wesentlich aufdringlicher. Knabberten auch schon mal an manchen Rucksack oder Schulter der Wanderer. Angst sollte man ihnen jetzt nicht zeigen. Streicheln ließen sie sich auch nicht unbedingt. Der Versuch, die Pferde mit einem Apfel milde zu stimmen gelang auch nicht wirklich. Sie verfolgten uns trotzdem. Verjagen gelang auch nicht, denn plötzlich standen sie vor uns und versperrten den Weg. Hier musste man sie schon mal mit dem Hut in Zaum halten, damit wir unversehrt das Gelände verlassen konnte.
Man sah, dass auch unsere Gruppe auf der Wanderung kämpfen musste um wieder Heil an ihr Ziel zu kommen.

Mit höher gestelltem Fahrwerk chauffierte uns Salvatore die abenteuerliche Straße hinauf zum Bauernhof Sa Tanca Ainzu bei Thiesi, wo wir bereits zum Mittagessen erwartet wurden. Auf Grund der Witterung saßen wir drinnen.
Ein Genuss war die köstliche Vorspeise, Pane Canacau, das Fladenbrot, darauf frischer, warmer Cagliata aus Schafsmilch.
Als Hauptspeise, gekochtes Schaffleisch, mit Kartoffeln, Zwiebeln und Karotten und als besonderer Höhepunkt das gegrillte Spanferkel.
Dazu passend serviert, der süffige Cannonauwein und Wasser wenn jemand verdünnen wollte.
Als Degistiv Orangen, Espresso und ganz zum Schluß Grappa, Limoncello oder Mirto. Homemade natürlich.
Die sardische Musik zur Unterhaltung war diesmal nicht live, sondern kam aus dem Lautsprecher via Spotify. Ein Herr und eine Dame aus der Gruppe wurden in traditionelle Hochzeitskleider gesteckt und ahmten eine sardische Hochzeit nach, wo das Brautpaar seinen Gästen die Getränke servieren mussten. Die beiden machten das sehr gut, obwohl sie im richtigen Leben nicht verheiratet waren.
Erlebnisse bleiben immer in bester Erinnerung, wenn man aufhört, wenn es am Schönsten ist.

Auf der Rückfahrt zum Hotel war es ruhig im Bus. So mancher wird noch an die Erlebnisse der vergangenen Stunden gedacht haben.
Im Hotel war dann die sardische Gelassenheit irgendwie weg. Die meisten waren schon im Heimreisemodus und versuchten sich bei der Fluggesellschaft einzuchecken. Mit vereinten Kräften und gegenseitiger Hilfe wurden alle Probleme gelöst.
Möglicherweise haben sich die Kellner im Restaurant heute abend über uns etwas gewundert, denn vom Abendessen blieb noch erstaunlich viel übrig.
Zum Abschluss einer gelungenen Wanderreise ohne Zwischenfälle und Unfälle noch einmal die Gläser hoch und mit einem kräftigen Mirto auf alle ein „Akentano“.

Der 7te Weg ... Abreise

Heute hieß es Abschied nehmen von Sardinien, eine Insel vom Wind geboren.
Bis auf 1 Person konnten wir alle länger schlafen und das Meer und die Ruhe noch einmal richtig genießen.
Die Koffer waren schon gepackt sein. Die Sonne schien. Das Meer glänzte
Manche nutzen die Zeit für einen Spaziergang hinüber nach Fertilia oder ruhten sich auf den Liegen am Außenpool aus. Für mich gab es ein letztes Bad im Meer
Ein Großteil unserer Gruppe saß mit einem Kaffee auf der Terrasse und genoss nochmal den letzten Blick aufs Meer. Gerne hätte man jetzt die Zeit angehalten oder noch um ein paar Tage verlängert.

Aber irgendwann war es dann doch soweit und Salvatore brachte uns hinüber nach Olbia. Ein herzlicher Abschied und ein großes Dankeschön an unseren Capitano di Machina, Salvatore und dann hieß es einchecken. Hier verteilte sich die Gruppe etwas. An der Bar gab es noch das obligatorische Ichnusa Cruda und etwas später hob der Flieger ab Richtung Heimat.

Auf 6 verschiedenen Wegen habe ich versucht, unsere Erlebnisse mit der sardischen Seele zu verbinden. Zugegeben, es ist nicht immer leicht hinter dem Offensichtlichen das Besondere zu erkennen.
…“Neben der Insel der Postkarten und der All inclusivce-Touristendörfer existiert eine Insel der Geschichten, die man auf Weisen bereisen muss, die den Orten Kontur verleihen, damit die Erinnerung nicht für immer dort bleibt und ihren Platz einnimmt.
So ein Sardinien gibt es, oder jedenfalls erzählt man sich davon an den Kaminfeuern.“….. Michaela Murgia
In der Überschrift hieß es, 6 plus 1 Weg.
Und dieser eine und letzte Weg seid ihr. Jeder von euch hat die Insel auf seine eigene Weise erfahren dürfen. Behaltet eure Erlebnisse im Herzen, tragt sie aber auch nach außen in die Welt zu euren Freunden und Bekannten.

Schlusswort

Ein großes herzliches Dankeschön an euch für die wunderbaren Tage.
Für einen Reiseleiter das schönste Souvenir, wenn er die gemeinsamen Tage mit glücklichen Menschen, die viel Lachen und mit Freude in sich tragen, verbringen darf. Dankeschön!!!

Dankeschön auch an Partrick Fritsche, unserem verlässlichen Mann im Hintergrund und seinem gesamtem Team, der wie immer professionell die Tour geplant hatte.

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