Reisebericht: Exklusive Rundreise Südengland mit den Isles of Scilly

19.04. – 27.04.2024, 9 Tage Rundreise in kleiner Reisegruppe mit Bristol – Bath – Plymouth – Newquay – Isles of Scilly – Penzance – Falmouth


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Südwestengland in der Frühlingszeit ist absolut eine Reise wert: die herrlichen Küstenlandschaften der Grafschaften Devon und Cornwall begeistern mit ihrem milden Klima und blühender Vegetation. Die absolut gegensätzlichen Nachbar-Städte Bath und Bristol lassen uns tief in die Geschichte Englands eintauchen und nehmen uns mit auf eine Entdeckungsreise bis ins Hier und Jetzt. Doch das absolute Highlight der Reise ist immer noch der Geheimtipp Cornwalls schlechthin: die wunderbaren naturgeschützten Inseln des Scilly Archipels, welches sich nur 45 Kilometer vor der kornischen Küste befindet und doch eine ganz andere Welt zu sein scheint.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

19.04.2024 Anreise nach London und Weiterreise nach Bath

Unsere gemeinsame Reise nach Südengland startet für den größten Teil der Gruppe mit dem Treffen am Flughafen Frankfurt, wo sich die Reisenden aus Dresden und Leipzig mit Mitreisenden aus vielen anderen Ecken Deutschlands treffen. Bis auf einen gestohlenen Koffer scheint zunächst alles nach Plan zu laufen, doch nach einem verspäteten Boarding-Versuch wird uns im Flugzeug mitgeteilt, dass die Maschine aufgrund eines technischen Defekts leider ausgetauscht werden muss. Also heißt es: alle Mann wieder raus aus dem Flieger, einmal durch das halbe Terminal marschiert und mit dem Bus auf eine Außenposition gebracht werden. Mit fast zwei Stunden Verspätung verlassen wir dann endlich Frankfurt und fliegen ohne weitere Zwischenfälle eine gute Stunde nach London. Dort treffen wir die drei letzten Mitglieder unserer Reisegruppe, die geduldig auf uns gewartet haben. Zusammen machen wir uns auf den Weg zum Busbahnhof, wo nach einigen logistischen Kunstgriffen nach kurzer Wartezeit auch unser weißer Reisebus mit Busfahrerin Hayley auftaucht. Einige mögen zunächst erstaunt sein über ihr jugendliches Aussehen, aber recht schnell stellt sie unter beweis, dass sie ihr Gefährt perfekt im Griff hat.
Gemeinsam machen wir uns nun auf den Weg nach Westen, unser Ziel ist die Bäder- und Kurstadt Bath. Schon in vorantiker Zeit wusste man von den einzigen heißen Quellen in England und die Römer richteten schließlich um 43 n. Chr. öffentliche Bäder ein. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt immer mehr zum Kurort für die wohlhabende Bevölkerung. Insbesondere die gregorianische Epoche prägt bis heute das Stadtbild, denn seit dieser Zeit darf im Zentrum nur noch der gelbe Kalkstein aus der Region, der Bath Stone, für Fassaden verwendet werden. Im 2. Weltkrieg blieb Bath vor Bombenangriffen weitestgehend verschont uns so finden wir heute ein herrliches Altstadtensemble vor, das es zu erkunden gilt.
Am Nachmittag erreichen wir endlich unser zentral gelegenes Hotel und beziehen in Rekordzeit unsere Zimmer, bevor wir dann dann das um die römischen Bäder eingerichtete Museum besuchen und uns die heißen Quellen aus nächster Nähe ansehen. Wer möchte kann sogar das angebliche Heilwasser probieren, besonders gut schmeckt es allerdings nicht. Charles Dickens soll gesagt haben, es schmecke wie ein Bügeleisen. Im Anschluss haben alle die Möglichkeit, die Innenstadt noch ganz in Ruhe und bei herrlichstem Frühlingswetter zu erkunden, bevor wir uns am Abend im Hotel zum Essen treffen und auch die erste Möglichkeit haben, die Mitreisenden näher kennenzulernen.

20.04.2024 Englische Riviera, Dartmoor und Plymouth

Nach leichten Startschwierigkeiten aufgrund von Zeitverwirrung verlassen wir unser Hotel am nächsten Morgen mit ein wenig Verspätung, dafür aber bei strahlendem Sonnenschein. Durch die Mendip Hills fahren wir in den Süden der Grafschaft Somerset. Hier wird die Landschaft bestimmt durch sanfte Hügel und kleine pittoreske Dörfchen mit aus Stein gebauten anderthalb-geschossigen Häusern, die zum Teil bis heute noch mit Stroh gedeckt sind. Man kommt sich vor wie in einem typisch englischen Historienfilm.
Nach einer kleinen Kaffeepause beschäftigen wir uns ein wenig mit englischer Geschichte und erreichen dann auch bald schon die Grafschaft Devon, wo wir uns die nächsten beiden Tage aufhalten werden.

Unser erstes Ziel ist heute die sogenannte Englische Riviera. Dieser etwa 30 Kilometer lange Küstenabschnitt am Ärmelkanal reicht von Torquay im Norden bis nach Brixton im Süden und bildet zusammen mit Paignton die Gemeinde Torbay. Hier gedeihen Palmen, es gibt selten kalten Nord- oder Westwind und auch im Herbst sind die Temperaturen noch angenehm. Wir kehren ein im pittoresken Küstenstädtchen Brixton, das bis heute noch für den aktiven Fischfang bekannt ist. Eine besondere Spezialität ist hier die Brown Crab, die man, sowie natürlich auch das Nationalgericht Fish and Chips, an zahlreichen Ständen als Mittagsmahlzeit serviert bekommt. Ein weiteres Highlight ist das Segelschiff Golden Hinde, eine exakte Nachbildung des Schiffs mit dem der berühmte Seefahrer und Freibeuter Francis Drake seine Weltumsegelung absolviert hat.

Später verlassen wir dann die Küste zunächst noch einmal, denn der Nachmittag steht heute ganz im Zeichen alter Legenden und zahlreicher Gruselgeschichten: wir besuchen das berüchtigte Dartmoor. Der Nationalpark wurde 1951 gegründet ist insgesamt 954km² groß. Er erstreckt sich von Okehampton im Norden bis nach Ivybridge im Süden und besteht zu größten Teilen aus einem empfindlichen Ökosystem aus Hochmooren.
Auf engen Landstraßen zwischen den charakteristischen südenglischen Hecken und Steinmauern fahren wir zunächst in Richtung Moretonhampstead. Von hier aus starten wir zu unserer Rundfahrt. Im strahlenden Sonnenschein lässt es sich schwer vorstellen, woher all die Schauergeschichten um das Dartmoor rühren, doch noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, war das Moor, vor allem in der Dunkelheit oder bei Nebel ein lebensfeindliches Gebiet. Viele Menschen sind auf ihrem Weg verschwunden und niemals wieder aufgetaucht. So sind Legenden entstanden, die wiederum die großen Literaten wie Sir Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie inspiriert haben. Auch wenn keine Gruselstimmung aufkommen will, genießen wir doch die Fahrt durch die herrliche Landschaft – Schafe so weit das Auge blickt – und dann tatsächlich auch einige der halbwilden Dartmoor Ponys direkt an der Straße.
In Postbridge legen wir einen Stopp ein und sehen uns eine der alten Clapper Bridges an. Die Granitplatten wurden über Bäche und kleine Flüsse gelegt, um Karren von den Zinn-Minen abzutransportieren. Zum Teil sind sie hunderte von Jahren alt und immer noch begehbar.
In Princetown machen wir Bekanntschaft mit dem wohl berüchtigtsten Gefängnis Großbritanniens. Hier saßen die schlimmsten und grausamsten Straftäter ein und eine Flucht galt als fast unmöglich. Schafft es doch ein Delinquent zu fliehen kam er meist nicht weit, das Moor mit seinen Furchen und Gräben hielt stets jeden Flüchtigen auf. Heute sitzen nur noch relativ harmlose Straftäter im HMP Dartmoor ein und demnächst soll es wohl komplett geschlossen werden.

Unser letztes Tagesziel ist die Hafenstadt Plymouth, welche sowohl Standort der königlichen Marinewerft als auch der größte Marinehafen Westeuropas ist. Einst ist der große englische Seefahrer Sir Francis Drake von hier in Richtung Amerika gesegelt und hat sich erbitterte Seeschlachten mit der spanischen Armada geliefert, und auch das legendäre Auswandererschiff Mayflower hat hier zum letzten Mal die Küsten Europas hinter sich gelassen.
Der Hafen war auch Grund dafür, dass sich die älteste und eine der bekanntesten Gin-Destillerien der Welt hier ansiedeln konnte: Plymouth Gin wird seit 1793 direkt am alten Sutton Harbour hergestellt – wo einerseits die essenziellen Gewürze aus den verschiedensten Ländern der Welt ankamen, andererseits aber auch die größten Abnehmer angesiedelt waren: Seemänner und die königliche Marine. Bei einer interessanten Führung erfahren wir das Wichtigste über die Geschichte und Herstellung der Spirituose und dürfen dann anschließend auch verschiedene Varianten probieren.
Später bleibt dann auch noch Zeit, um ein wenig durch den kleinen, aber schönen erhaltenen Rest der Altstadt zu spazieren und sich von der Frühlingsstimmung der Einheimischen anstecken zu lassen. Das Barbican-Viertel ist nämlich vor allem am Wochenende als Treffpunkt bei Jung und Alt sehr beliebt.
Am frühen Abend geht es für uns dann in die Außenbezirke von Plymouth, wo wir heute die Nacht verbringen werden.

21.04.2024 Zurück ins Dartmoor, Bodmin Moor und Jamaica Inn und Bummel in Mevagissey

Auch der Sonntagmorgen begrüßt uns wieder mit herrlichem Wetter, also entscheiden wir uns dazu, noch ein wenig mehr von der herrlichen Natur im Dartmoor zu genießen. Wir fahren zunächst auf der geplanten Route in Richtung Tavistock, wo einst der große Seefahrer Francis Drake das Licht der Welt erblickte, dann biegen wir noch ein mal ab nach Osten, und erreichen schon nach wenigen Minuten die grünen Hügel des Dartmoor Nationalparks. Hier legen wir einen Stopp ein und haben so die Möglichkeit, die tolle Aussicht in Richtung Küste zu genießen und auch, die niedlichen Dartmoor Ponys noch einmal aus der Nähe zu betrachten. Die Tiere scheinen sich gar nicht von unserer Anwesenheit stören zu lassen und einige fordern auch sehr direkt ihre Streicheleinheiten ein. Neben den streng in ihrer Blutlinie kontrollieren Dartmoor Ponys, treffen wir zu unserer Überraschung jedoch auch auf ein Shetland Pony – wie das wohl hier gelandet ist?

Am späten Vormittag fahren wir dann zurück nach Tavistock und von hier aus weiter nach Okehampton. Mit der Querung des Flusses Tamar passieren wir auch die Grenze zwischen den Grafschaften Devon und Cornwall – und natürlich ist der Fluss belegt mit allerlei Geschichten: Tamara soll einst eine Nymphe gewesen sein, die gegen den Willen ihres Vaters in die Welt der Sterblichen gereist sein soll, dort flirtete sie heftig mit zwei Riesen, die sie daraufhin verfolgten. Aus Ärger darüber verwandelte Tamaras Vater sie in eine Quelle.
Der entstandene Fluss soll dann später den Teufel davon abgehalten haben, nach Cornwall hinüberzukommen – zum einen weil es noch keine Brücke gab, zum anderen, weil der Belzebub die kornischen Bergmänner auf der anderen Seite Cornish Pasties essen sah und Angst bekam, dass er selbst als Füllung in einer der Teigtaschen enden würde.

Schon bald erreichen wir das Bodmin Moor – auch hier ranken sich wie im Dartmoor zahlreiche Geschichten um furchterregende Kreaturen und gequälte Geister. Einige davon sollen bis heute im berühmt-berüchtigten Jamaica Inn spuken. Während das Gasthaus schon seit dem 18. Jahrhundert an der ältesten Straße von Cornwall Richtung London existiert, erlangte es jedoch erst 1936 seine heutige Berühmtheit, als die junge Schriftstellerin Daphne de Maurier ihren gleichnamigen Roman veröffentlichte. Inspiriert wurde sie durch ihre eigene Einkehr, nachdem sie sich bei einem Ausritt verirrt hatte und nach Einbruch der Dunkelheit Unterschlupf suchen musste.
Im Gasthaus hörte sie die vielen Geschichten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, als die kleinen Fischerdörfer Cornwalls Hochburgen der Schmuggler gewesen sind. Während die Krone Krieg gegen Frankreich und in den amerikanischen Kolonien führte, florierte hier der Schwarzhandel mit Alkohol und Tabak. Mit dem Namen Daphne de Mauriers können heute die wenigsten etwas Anfangen, dafür jedoch mit ihren vielen Werken, die Drehbuchvorlagen für die Filmklassiker von Alfred Hitchcock geworden sind: neben Jamaica Inn (Riff-Piraten) auch Rebecca oder Die Vögel.
Es führt für uns also kein Weg vorbei am Jamaica Inn und wir kehren selbstverständlich ein. Standesgemäß gibt es natürlich auch einen hauseigenen Rum zu probieren und gleichzeitig haben wir die Möglichkeit eine Kleinigkeit zu essen.
Frisch gestärkt und mit vielen Eindrücken aus den alten Gemäuern geht es dann weiter durch das Bodmin Moor zur nächsten legendären Sehenswürdigkeit: auch das 1779 erbaute Bodmin Jail hat zahlreiche gruslige Geistergeschichten zu bieten. Das ehemalige Kriegsgefangenenlager und Gefängnis gilt als eines der grausamsten mit den prekärsten Haftbedingungen und hat in 150 Jahren Betrieb über 50 öffentliche Hinrichtungen veranstaltet. 1927 wurde das einzige Gefängnis in Cornwall geschlossen – und heute kann man sich bei Führungen die vielen Schauergeschichten erzählen lassen, oder sogar in den historischen Gemäuern übernachten. Darauf verzichten wir heute jedoch lieber und fahren stattdessen weiter an die Küste, in das kleine Fischerdörfchen Mevagissey.
Heute ist außer einem kleinen Museum nichts mehr geblieben von der Zeit des Schmuggels und der Piraterie, stattdessen tummeln sich Tagestouristen in den schmalen Gassen zwischen Souvenirgeschäften, Pubs und Buden, die frische Meeresfrüchte und Fisch verkaufen. Nichtsdestotrotz genießen wir alle das angenehme Wetter und die fotogene Umgebung, bevor sich der Himmel etwas verdunkelt und wir zu unserem nahegelegenen Übernachtungsdomizil aufbrechen.

22.04.2024 Caerhays Castle und Flug von Land's End auf die Isles of Scilly

Eine Reise nach Südengland ist nicht vollständig ohne zumindest eines der vielen schönen Herrenhäuser Cornwalls besucht zu haben, daher werden wir das heute als Erstes erledigen, bevor wir am Nachmittag auf die Isles of Scilly fliegen.
Über viele enge Landstraßen manövriert Hayley den Bus gekonnt zwischen Hecken und Mäuerchen hindurch in Richtung Küste. Dem ein oder anderen LKW oder Traktor muss sie schon gekonnt ausweichen, doch kurz vor dem Ziel bleiben wir dann hinter einer kompletten Kuhherde stecken – das ist Cornwall. Warum der Bauer sichtlich irritiert über den großen Bus war, erfahren wir später, denn offensichtlich sind wir nicht auf der dafür vorgesehenen Route angereist. Nichtsdestotrotz, wenig später erreichen wir das, herrlich an einer Bucht mit weißem Strand gelegene, Caerhays Castle. Wie viele andere diente auch dieses Herrenhaus als Kulisse für einige Rosamunde Pilcher Verfilmungen – wie könnte es anders sein. Die in Cornwall geborene Autorin ist kurioserweise bis heute in Deutschland bekannter als in ihrer Heimat und hat es in den 80er und 90er Jahren mit ihren Romanen geschafft, den Tourismus in Südengland ordentlich anzukurbeln.
Freundlich werden wir empfangen und aufgeteilt in zwei Gruppen durch das 1810 nach Entwürfen der Architekten John Nash fertiggestellte Haus geführt. Bis heute ist Caerhays Castle Sitz der Familie Williams, die es 1854 erwarb, nachdem der Vorbesitzer John Bettesworth-Trevanion sich mit den Baukosten doch übernommen hatte und bankrott gegangen war.
Die Familie Williams unterhält das Anwesen nun schon seit fast 200 Jahren und hat auch die herrlichen Gärten angelegt, die mit viel Leidenschaft selbst über die schwierige Zeit des 2. Weltkriegs hin weiterhin gehegt und gepflegt wurden.
Nach der Besichtigung im Haus bleibt und noch ein wenig Zeit, durch die weitläufigen Anlagen zu spazieren, bevor wir dann aufbrechen müssen, um unseren Flug am Nachmittag nicht zu verpassen.
Auf der vorgesehenen Strecke kommen wir etwas leichter voran und fahren schließlich weiter, vorbei an der kornischen Hauptstadt Truro, nach Südwesten.
Am frühen Nachmittag erreichen wir die Penzance-Halbinsel: am Horizont sehen wir die Gezeiteninsel des Saint Michael's Mount. Bis ins 15. Jahrhundert gehörte das Kloster auf der kleinen Insel vor der kornischen Küste tatsächlich dem bekannteren Kloster auf dem Mont-Saint-Michel in der Normandie, denn Eduard der Bekenner hatte es im 11. Jahrhundert den Benediktinern als Geschenk übergeben. Mit der Enteignung aller Klöster durch die Reformation unter Heinrich VIII. verlor es jedoch an Bedeutung und wurde viele Jahrhunderte lang nur als Herrenhaus genutzt, bis es in den 1950er Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde.
Wir fahren nun weiter Richtung Land's End .- wie der Name schon verspricht, also quasi das Ende der (britischen) Welt. Lange Zeit dachte man, dass das etwas nördlicher gelegene Cape Cornwall der westlichste Punkt Großbritanniens sei, doch heute weiß man es besser. Von Land's End ganz im Südwesten sind es 794 Meilen bis nach John O'Groats ganz im Nordosten Schottlands – eine Strecke die gerne von Extremsportlern als Rekord-Distanz gewählt wird. Wir biegen jedoch kurz vorher ab und erreichen schon kurz darauf den Flughafen Land's End. Hier müssen wir uns für's Erste von Hayley verabschieden und einchecken für unseren Flug nach St Mary's. Das Prozedere ist hier recht einfach, schließlich bleiben wir im Land und der Flug dauert nur knapp 20 Minuten – ein bisschen aufregend ist es jedoch schon, denn die meisten von uns sind noch nie mit so kleinen Maschinen geflogen. Die Flugzeuge sind sogar so klein, dass unsere Gruppe geteilt werden muss. Es folgt eine kurze Sicherheitsunterweisung und dann geht es auch schon los. Aus den Fenstern sehen wir das türkise Wasser der keltischen See und können auch den Leuchtturm von Land's End erkennen. Schnell ist der Spaß schon wieder vorbei und wir landen auf der größten der fünf bewohnten Scilly-Inseln. Insgesamt umfasst das Archipel, das etwa 45 Kilometer vor der kornischen Küste liegt, 150 Inseln und Inselchen und gilt auch als die Karibik Englands. Vom Golfstrom verwöhnt gedeihen hier Pflanzen aus allen Erdteilen wunderbar und die Temperaturen sind das ganze Jahr sehr mild. Wir freuen uns schon auf die ersten Entdeckungen.
Nach der Ankunft des zweiten Flugzeugs werden wir dann mit zwei Shuttlebüsschen in den Inselhauptort Hugh Town gebracht, wo wir im schönen Tregarthen's Hotel unsere Zimmer beziehen dürfen.
Nach einer kurzen Besprechung haben wir dann auch die Gelegenheit eine erste Rund durch Hugh Town zu drehen, beginnend am kleinen Hafen, der direkt neben unserem Hotel liegt. Die schönen Strände und die blühende Vegetation begeistern uns auf Anhieb und schon beim Abendessen freuen wir uns auf die Ausflüge an den nächsten beiden Tagen

23.04.2024 Isles of Scilly: St Martin's

Unseren ersten Morgen auf den Isles of Scilly verbringen wir ganz gemütlich – hier ticken die Uhren noch etwas langsamer und Frühstück gibt es in unserem Hotel erst ab 8 Uhr. Man merkt sehr schnell ganz deutlich, dass die Besucher, die hier herkommen vor allem Ruhe und Entspannung suchen. Die meisten anderen Touristen sind Briten und haben schon fast den Eindruck, eine exotische Erscheinung zu sein – bei sehr strengen Regeln und einer Obergrenze von 2000 Betten auf allen fünf bewohnten Inseln ist das allerdings auch nicht verwunderlich.
Nach einem leckeren Frühstück spazieren wir dann gemeinsam zum Hafen: unser heutiges Tagesziel ist die Insel St. Martin's. Mit einem kleinen blauen Boot werden wir in knapp 20 Minuten auf die benachbarte Insel gebracht – und während auf der Überfahrt noch ein paar vereinzelte Regentropfen fallen, wird das Wetter kurz nach der Ankunft minütlich besser. St Martin's gilt als die abwechslungsreichste der Inseln, denn während der geschützte Süden mit schönen Sandstränden und üppiger Vegetation begeistert, beeindrucken im Norden raue Steilküsten und Moorlandschaft – und das alles bei einem Umfang von knapp 10 Kilometern.
Im individuellen Tempo begeben wir uns auf Entdeckungstour rund um die Insel – sich zu verlaufen ist hier unmöglich. Wie erkunden die kleinen Örtchen Lower Town und Higher Town, die Nelkenplantagen, Bauernhöfe und natürlich auch das Weingut. Wer möchte kann auch mit dem Kajak auf Erkundungsfahrt gehen. Gegen Mittag treffen wir uns alle ganz zufällig in Little Arthur's Café, dem einzigen Café das heute geöffnet hat. Es scheint so, als hätte die Saison hier noch nicht so wirklich begonnen – doch uns ist das nur recht, denn wir haben das Gefühl, als ob wir die ganze Insel eigentlich nur für uns allein hätten. Eine tolle Erfahrung.
Am Nachmittag werden wir dann von unserem Boot am Hafen von Higher Town wieder abgeholt und zurück nach St Mary's gebracht. Bis zum Abendessen haben nun alle die Gelegenheit, sich die Zeit nach ihren Wünschen zu gestalten. Den Abend verbringen wir dann bei gutem Essen und netten Gesprächen, sodass der ein oder andere die Zeit komplett vergisst.

24.04.2024 Isles of Scilly: Tierbeobachtung und Tresco

Die erste Sichtung am nächsten Morgen ist ein Expedition-Kreuzfahrtschiff der Hurtigruten – die hätten wir hier tatsächlich nicht erwartet. Während die MS Maud ihre Passagiere langsam gen Land verfrachtet, genießen wir in Ruhe unser Frühstück, danach geht es wieder zum Hafen.
Heute auf dem Programm steht zunächst eine Schifffahrt zur Tierbeobachtung, danach geht es dann auf die Garteninsel Tresco weiter. Aufgrund des hohen Passagieraufkommens transferiert unsere Bootscrew (zufällig dieselbe wie gestern) zunächst noch eine Gruppe englischer Touristen auf die Insel St Agnes. Gut für uns, denn so sehen wir mehr, als eigentlich auf dem Programm gewesen wäre. Dann fahren wir weiter in Richtung Annet, eine Insel, die komplett unter Naturschutz steht und zu dieser Jahreszeit das Hauptbrutgebiet für Papageientaucher ist. Gespannt schauen wir aufs Wasser und hoffen, die niedlichen Vögel zu entdecken. Lange dauert es tatsächlich nicht, und wir können die ersten Tiere beobachten, wie sie vor dem Boot auf dem Wasser ausruhen, um dann weiterzufliegen. Wir folgen den Tieren durch die nicht unbeachtlichen hohen Wellen und treffen bald noch mehr Papageientaucher, sowie auch andere Alkenvögel wie Trottellummen und Tordalken. Einige Kegelrobben können wir ebenfalls auf den zerklüfteten Felsen erkennen.
Vorbei an der Insel Samson bringt uns unser Boot gegen Mittag nach Cairn Near auf der Insel Tresco. Sie gehört zum Besitz des Herzogtum Cornwall und somit aktuell Prinz William, die verschiedenen Grundstücke werden jedoch durch eine Immobilienverwaltung verpachtet. Vom Hafen ist es nur ein kurzer Spaziergang zur wichtigsten Sehenswürdigkeit der Insel: den Tresco Abbey Gardens. Rund um die Ruinen einer ehemaligen Benediktinerabtei ließ der Inselverwalter Augustus Smith im 19. Jahrhundert einen privaten Garten anlegen in dem etwa 20.000 Pflanzen aus allen mediterranen Klimazonen der Welt vereint wurden. Wir spazieren durch die Anlage und bewundern die riesigen Sukkulenten, Palmen und Kamelien, sowie die Tiere, die sich in den Gärten sehr wohl fühlen. Allen voran, die sehr mitteilungsbedürftigen Goldfasane.
Nach der Besichtigung bleibt noch Zeit für eine Mittagspause und den gemütlichen Spaziergang über die Insel nach New Grimsby, von wo aus wir mit dem Boot am Nachmittag wieder zurück nach St. Mary's fahren.

25.04.2024 Isles of Scilly: St Mary's und Fährüberfahrt nach Penzance

So schnell vergeht die Zeit... schon hat unser letzter Tag auf den Scillys begonnen. Die erste Hälfte des Tages bleibt uns Zeit, noch mehr von St Mary's zu erkunden. Einige entscheiden sich dafür, eine geführte Rundfahrt mitzumachen, andere machen lieber noch einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Küste, in die älteste Siedlung der Isles of Scilly, Old Town, oder entlang der Lehrpfade durch das Sumpfland in der Inselmitte. Es bleibt auch noch Zeit, ein paar letzte Souvenirs einzukaufen und gemütlich eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen.
Am Nachmittag geht es dann ein letztes Mal zum Hafen, denn wir verlassen die Scilly-Inseln mit der Fähre. Das langsam dunkle Wolken aufziehen, macht den Abschied ein wenig leichter, gehen möchten wir jedoch alle nicht wirklich. Zu gut hat es uns gefallen auf den Inseln.
Die Scillonian III hat bei den Einheimischen ihren ganz speziellen ruf, so wundert es uns nicht, dass wir an jeder erdenklichen Ecke auf dem Schiff weiße Papiertüten auffinden. Das kann ja heiter werden...
Zu unserer Überraschung legt das kleine Fährschiff überpünktlich ab, und auch nachdem wir die geschützten Gewässer zwischen den Inseln verlassen haben, bleib die keltische See spiegelglatt. Heute macht der „Vomit-Express“ seinem Namen offensichtlich keine Ehre – uns stört es nicht. Nach etwa eineinhalb Stunden ist die Penzance-Halbinsel schon am Horizot zu erkennen und eine Stunde später bekommen wir noch einmal eine schöne Sicht auf den St Michael's Mount und den Hafen von Penzance.
Die Wiedersehensfreude ist groß, als wir unseren Bus entdecken und uns mit Hayley auf den Weg nach Falmouth machen, wo wir die Nacht verbringen werden. Die Hafenstadt liegt am drittgrößten natürlichen Hafen der Welt, den Carrick Roads, und war daher schon zu Zeiten Heinrich VIII. ein strategisch wichtiger Punkt, den es zu verteidigen galt. Gebaut wurden daher das Pendennis Castle und St Mewes Castle an beiden Ufern, um die Einfahrt zu überwachen.
Wir kehren heute ein im schönen St Michael's Resort und sind ein bisschen traurig, dass es schon zu spät ist, die Annehmlichkeiten des Hotels wirklich zu genießen, zumindest aber bekommen wir ein leckeres Abendessen in angenehmem Ambiente.

25.04.2024 Von Falmouth nach Bristol

Am Morgen werden wir von Hayley wieder abgeholt und sehen zum ersten Mal auf der ganzen Reise ein paar Regentropfen – ob das wohl schon so ein ersten Zeichen von Abschied ist? Immerhin müssen wir uns nun von Cornwall verabschieden und auch die Grafschaft Devon und das Dartmoor ziehen in den nächsten Stunden an uns vorbei.
Wir verlassen jedoch nicht den Südwesten Englands, ohne an der Grenze zu Somerset noch einen kleinen Abstecher zu machen. Ganz in der Nähe von dem Dorf, in dem unsere liebgewonnene Busfahrerin lebt, gibt es nämlich eine kleine familiengeführte Farm, die hier seit über 200 Jahren Cider herstellt – das Produkt der Grafschaft Somerset schlechthin. Wir drehen also eine Runde mit dem Bus entlang der blühenden Apfelplantage und kehren dann im gemütlichen Hofcafé ein, wo wir auch die Gelegenheit bekommen, den leckeren Cider zu verkosten – und selbstverständlich auch als Souvenir mitzunehmen, wenn man das möchte.
Nach dieser schönen Überraschung geht es nun weiter, denn unser Ziel für heute ist die lebendige Hafenstadt Bristol am Fluss Avon. Immerhin knapp 500.000 Menschen leben hier und die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon im 12. Jahrhundert unterhielt man gute Handelsbeziehungen mit Irland und „der Ort an der Brücke“ entwickelte sich zum englischen Zentrum des Schiffbaus. Ähnlich wie andere englische Städte florierte Bristol während der Kolonialzeit, die große Beteiligung am Sklavenhandel wirft darauf heute allerdings kein besonders gute Licht mehr. Später geriet die Stadt, die einst drittgrößte Stadt Englands gewesen war, dann gegenüber dem aufstrebenden Liverpool ins Hintertreffen und auch im zweiten Weltkrieg erlitt die Hafenstadt schwere Schäden. Man musste sich also neu erfinden und das ist Bristol wirklich gut gelungen: die Innenstadt verbindet alt und neu durchaus reizvoll, Kunst und Kulturszene florieren und auch die beiden Universitäten genießen einen ausgezeichneten Ruf.
Bei einem Spaziergang mit unserem Stadtführer Simon erfahren wir viel Wissenswertes und auch die ein oder andere Legende, die in den zahlreichen Pubs der Stadt entstanden sind. Zwischen glorreicher Vergangenheit und gregorianischen Gebäuden wandeln wir durch die Gassen der kleinen, von der Kriegszerstörung verschonten Altstadt und entdecken zwischen ehrwürdigen Gemäuern moderne Straßenkunst.
Am Nachmittag bleibt noch Zeit, um ein paar eigene Entdeckungen zu machen, bevor wir uns dann zum Abendessen in unserem Hotel wieder treffen. Das alte Grand Hotel hat schon viele Berühmtheiten beherbergt, unter anderem sogar die Rolling Stones, welchen damals aufgrund ihrer unpassenden Kleidung der Zutritt zur Bar verwehrt wurde – diese Zeiten sind jedoch (leider) längst vorbei...
Nach dem Essen lassen wir den Abend noch gemütlich bei einem Getränk ausklingen und tauschen uns über die Eindrücke der Reise aus.

27.09.2023 Rückreise nach Deutschland

Zum ersten Mal auf der Reise werden wir am Morgen als wir das Hotel verlassen von dicken Regentropfen begrüßt - was für eine Dramaturgie, denn leider neigt sich unsere schöne Reise nun auch schon wieder dem Ende zu.
Wir laden unser Gepäck ein letztes Mal in den weißen Reisebus und machen uns auf den Weg in Richtung London Heathrow. Während der Regen gegen die Scheiben prasselt schweifen die Gedanken ab zu den vielen Erlebnissen der vergangenen Tage und zu der schönen Zeit, die wir miteinander verbracht haben.
Am Flughafen von Heathrow angekommen, fällt uns auch der Abschied von unserer Fahrerin Hayley nicht leicht, denn sie ist uns während der Reise sehr ans Herz gewachsen. Auch von den ersten Mitreisenden müssen wir uns nun schon verabschieden, denn hier trennen sich auch die Wege der Gruppe wieder. Im Gegensatz zur Anreise verspätet sich der Flug nach Frankfurt heute nur um eine halbe Stunde, jedoch schon genug, um uns in Angesicht der kurzen Umsteigezeit nach Leipzig und Dresden zweifeln zu lassen. Heute hilft offensichtlich das vehemente Nachfragen beim Flugbegleitungspersonal und kurz vor der Landung wird uns eröffnet, dass zumindest die Reisenden nach Dresden eine Transferassistenz bereitgestellt bekommen - ein Erlebnis, das sich einem auch nicht alle Tage bietet. Angekommen in Frankfurt werden wir also mit acht weiteren Personen von zwei gelbwestigen Herren durch die Katakomben des Flughafens eskortiert und mit einem privaten Bus über das Rollfeld chauffiert - bis direkt zum Gate. Zu Fuß hätten wir es wirklich niemals geschafft, diese Strecke in weniger als 15 Minuten zurückzulegen, so sind wir sehr dankbar für die Sonderbehandlung und für die spätere fast pünktliche Landung in Dresden - zwar ohne Gepäck, aber die schmutzige Wäsche kann auch einen Tag länger warten.

Schlusswort

Meine Lieben,
auf diesem Wege möchte ich mich noch einmal ganz herzlich bei Euch bedanken, allem voran selbstverständlich für das hervorragende Wetter auf fast der ganzen Reise und natürlich auch für euer tolles Miteinander und die gute Stimmung, auch bei kleinen Unzulänglichkeiten. Neue Reisen sind immer wieder aufregend und eine besondere Herausforderung, aber genau deswegen machen sie mir auch so viel Spaß. Vielen Dank für das Verständnis, an den Ecken, wo es noch ein bisschen geklemmt hat und noch größeren Dank für die tollen Erlebnisse, die ich mit Euch teilen durfte.
Ich würde mich sehr freuen, Euch bald mal wieder auf einer anderen Reise zu sehen. Bis dahin bleibt schön gesund und vor allem neugierig auf das Unbekannte.

Ganz herzlich,
Eure Sinah

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Kommentare zum Reisebericht

Hallo Sinah.
Du hast unsere Reise wirklich sehr treffend beschrieben und ich möchte mich herzlich für die wunderbare Reisebegleitung bedanken.
Zugleich hast du mich aber auch ein bisschen "angefixt" auf Deine zukünftige Reise nach Schottland mit Aufenthalt auf den Shetlands......Ich habe mir den Ablauf auf eurer Internetseite angeschaut und bin sehr an der Reise interessiert. Allerdings: ich suche noch einen Partner/eine Partnerin die sich ein Zimmer mit mir teilen würde. Kennst Du eventuell jemanden der sich ein Zimmer mit mir teilen würde? Nach Ansicht der Hotels scheint das doch eher möglich , als bei der Cornwall/Scilly-Inseln -Reise zu sein......auf den Bildern der Zimmer sind oft zwei Betten oder zumindest zwei Bettdecken zu sehen......Ich würde sehr gerne ein halbes Doppelzimmer buchen! Ganz liebe Grüße und, wie gesagt, herzlichen Dank für die schöne Reise Cornwall/Scilly-Inseln
Drine Michaela

Michaela Hunscher
04.05.2024

Liebe Michaela,
Vielen Dank für das Lob. Ich werde mich bezüglich der Shetland-Reise gerne persönlich bei Dir melden.
Liebe Grüße,
Sinah

Sinah Witzig 05.05.2024